Dresden. Dieser Freitag markiert einen besonderen Moment für Matthias „Lotte“ Müller, der seinen 70. Geburtstag feiert. Der ehemalige Auswahlspieler der DDR hat nicht nur seine sportlichen Errungenschaften im Gedächtnis behalten, sondern hält auch heute noch sein Wettkampfgewicht. Zusammen mit seiner Frau Andrea genießt er das Rentnerleben und kickt weiterhin aktiv, indem er mit dem Ostfußball-Traditionsteam auf Tour geht. Matthias „Atze“ Döschner, der Teamchef, würdigte Müller und bemerkte, dass es selten einen so bescheidenen und talentierten Fußballer wie ihn gibt.
Müllers Karriere begann 1969 bei Dynamo Dresden, nachdem er zuvor bei BSG Empor Tabak und FSV Lok Dresden spielte. Seine Vielseitigkeit, die ihn in verschiedenen Positionen einsetzen ließ, war sowohl ein Vorteil als auch ein Nachteil, da er anfänglich keinen festen Platz im Team hatte. Dennoch war seine Zeit bei Dynamo erfolgreich, mit drei Meistertiteln sowie einem Pokalsieg und insgesamt 22 Europapokalspielen.
Von Fluchtplänen gewusst, aber nichts verraten
Seine Laufbahn nahm eine dramatische Wendung am 24. Januar 1981, kurz vor einer geplanten Südamerika-Reise mit der Nationalmannschaft. Müller wurde zusammen mit seinen Vereinskollegen von der Staatssicherheit in Berlin festgenommen. Während sie von den Fluchtplänen eines Teamkollegen wussten, hatten sie ihn nicht verraten, was zu ihrem Brieftauben-Geschick führte: Müller und Kotte wurden von der SG Dynamo ausgeschlossen und lebenslang für den Leistungsfußball gesperrt, während ihr Mitspieler eine Gefängnisstrafe antreten musste.
Nach der Wende bekam Müller erneut die Gelegenheit, als Profi zu spielen. Mit fast 37 Jahren reiste er sogar mit Tennis Borussia Berlin nach Florida ins Trainingslager. In seiner Stasi-Akte fand er die Namen von acht ehemaligen Mitspielern, was ihn tief berührte.
Im Jahr 2001 wurde Müller zum Ehrenmitglied der Sportgemeinschaft Dynamo ernannt. Seine Trainerlaufbahn führte ihn umfangreich durch die Region, in Vereine wie den Dresdner SC, Neugersdorf und den Radebeuler BC, wo er stets versuchte, die Mannschaften zu verbessern und Talente zu fördern. Er ist aktuell Co-Trainer der U16 und genießt die Zusammenarbeit mit jungen Spielern, was ihm viel Freude bereitet.
Dynamo-Präsident spricht von „unfassbaren ideologischen Zwängen“
Die Integration von Matthias Müller in die Trainerstaffel bei Dynamo wird von der Vereinsführung sehr geschätzt. Präsident Holger Scholze drückte kürzlich sein Bedauern über die Umstände aus, unter denen Müller seine aktive Karriere beenden musste. Er betonte, wie wertvoll es sei, dass Müller nun in der Nachwuchsförderung aktiv ist, um kommende Generationen zu unterstützen und ihre Entwicklung voranzutreiben. “Damit hat sich der Kreis geschlossen,” bemerkte Müller selbst zum Rückkehr in seine alte Heimat.
Ein Blick auf Müllers Trainerlaufbahn zeigt, dass er stets bereit war, große Anstrengungen auf sich zu nehmen. Er übernahm 2008 das Traineramt in Bischofswerda zu einem Zeitpunkt, als das Team mit dem Abstieg aus der Bezirksliga kämpfte. Dank harter Arbeit und eines klaren Plans konnte die Mannschaft nicht nur bestehen, sondern auch so aufsteigen, dass sie in der Landesliga spielte, mit einer beeindruckenden Punktesumme von über 100 Toren in einer Saison.
Mit jedem Jahr wächst der Respekt um die Person Matthias „Lotte“ Müller. Er verkörpert nicht nur den tollen Sportler, der er war, sondern auch das Menschliche, das ihn ausmacht. „Lotte“ Müller ist ein lebendiger Teil der fußballerischen Geschichte in Deutschland, und sein Engagement für den Sport wird weiterhin geschätzt und bewundert.