In Berlin hat sich eine außergewöhnliche Kochgruppe für junge Menschen gebildet, die einen tiefen Verlust erlebt haben: „Soul-Food“. Hier treffen sich Trauernde im Alter von 20 bis 35 Jahren, um miteinander zu kochen, zu lachen und ihre Geschichten zu teilen. „Es gibt zu wenige Angebote für junge Trauernde“, sagt Anna Ziegenhagen, die die Gruppe gegründet hat. Viele haben ihre Eltern und engen Verwandten viel zu früh verloren. Diese Gruppe wird zu einem wichtigen Rückzugsort für jene, die suchen, was in der Gesellschaft oft keinen Platz hat – das Teilen von Trauer und das Ausleben von Emotionen in einem geschützten Umfeld.
Miteinander kochen und trauern
Jannick, 25 Jahre alt, ist einer der Teilnehmer. Er verlor seine Mutter vor drei Jahren und hat es sich zur Aufgabe gemacht, die monatlichen Treffen zu organisieren, um Gleichgesinnten zu helfen. Die Atmosphäre in der Küche ist lebhaft, während die Teilnehmer gemeinsam eine Kürbissuppe zubereiten und bei der Arbeit über ihre Verluste sprechen. „Das erste Semester nach dem Tod habe ich gefühlt gar nichts hinbekommen“, erinnert sich Jannick. An diesem Abend gibt man sich gegenseitig Halt und kann Erfahrungen austauschen, was oft in der Anonymität der Uni nicht möglich ist.
Die Trauerbegleiterin Ziegenhagen betont, dass die Trauer in diesen jungen Jahren eine ganz andere Intensität hat. „Wenn Elternteile mit 50 oder 60 Jahren sterben, dann ist das sehr früh. Da stirbt auch Zukunft“, erklärt sie. Jüngere Trauernde stehen oft vor der Herausforderung, dass sie nach einem Herzenverlust nicht mehr einfach zum Alltag zurückkehren können. „Es sind nicht nur meine Eltern gestorben, sondern oft auch beste Freunde“, schildert sie die emotionale Last. Dieses Gefühl von Seelenverwandtschaft ist es, was diese Kochgruppe so wertvoll macht.
„Soul-Food“ bietet nicht nur die Möglichkeit, kulinarische Fähigkeiten zu entwickeln, sondern auch eine wertvolle Plattform, um die Herausforderungen der Trauer zu meistern. „Das Besprechen von Erinnerungen, das Lachen und die Zubereitung von leckerem Essen helfen, auch die schwersten Momente zu bewältigen“, fügt Liz, eine Teilnehmerin, hinzu. Gemeinsam kreieren sie nicht nur Gerichte, sondern auch Erinnerungen, die sie ein Leben lang begleiten werden.