In einem unerwarteten Wendepunkt hat sich die Lage in Syrien dramatisch verändert: Das islamistische Milizenbündnis Hajat Tahrir al-Scham (HTS) hat die Macht ergriffen und Präsident Baschar al-Assad zur Flucht nach Russland gezwungen. Gemäß dem ZDF hat HTS, das in den letzten Jahren als dominierende Kraft im Nordwesten Syriens agierte, die Kontrolle über Damaskus übernommen, was das Ende von 61 Jahren autokratischer Herrschaft markiert. Dies geschah nur wenige Wochen nach der Belagerung Aleppos, auf die ein schockierender Sturz folgte, der sowohl Freude als auch Besorgnis bei syrischen Exilanten hervorrief.
Die Reaktionen in Deutschland sind gemischt. Syrer in Gießen äußern sowohl Erleichterung über den Sturz Assads als auch Angst vor der Machtübernahme durch HTS, die aus der Al-Nusra-Front hervorgegangen ist und nach wie vor Verbindungen zu Al-Qaida hat. Herr Faysal, ein in Deutschland lebender Syrer, beschreibt die Situation als "erzwungenes Exil" und hofft, dass die neuen Machthaber sich als modifiziert und nicht als brutale Nachfolger Assads erweisen. Während einige wie Dr. Mustafa Janoudi optimistisch sind, dass die HTS gemäßigt bleibt, zeigen andere wie Basel Sawmi große Bedenken hinsichtlich möglicher Gewalt gegen Minderheiten, die der Konfliktgeschichte in Syrien entstammen.
Ungewisse Zukunft für Syrien
Wie das Gießener Anzeiger berichtet, haben die syrischen Exilanten große Hoffnungen, sehen jedoch auch die Risiken dieser Machtverschiebung. Während einige die Rückkehr nach Syrien in Betracht ziehen, sobald die Sicherheit gewährleistet ist, bleibt die Angst vor einer Gegenrevolution oder den möglichen Übergriffen von HTS bestehen. Die Ambivalenz zwischen Hoffnung und Furcht prägt die Gespräche der Syrer in Deutschland, die Zeugen der chaotischen Entwicklungen in ihrer Heimat geworden sind.
Die internationale Reaktion auf die HTS bleibt ebenfalls ambivalent. Der Verfassungsschutz in Deutschland betrachtet die Gruppe als nicht konkret terroristisch, da sie sich primär auf Syrien konzentriert, während die internationale Gemeinschaft, einschließlich Großbritannien und den USA, sie weiterhin als Bedrohung einstuft. Das Auftreten von HTS könnte bedeuten, dass das Land vor einem Neubeginn steht, die Herausforderungen aber dennoch zahlreich sind. In der Zwischenzeit bleibt Syrien in einer kritischen Übergangsphase, während sich das Land nach Jahrzehnten des Krieges in einer neuen Realität orientiert.