In der malerischen Kulisse von Hirzenhain fand ein besonderes Konzert statt, das die Zuhörer in die Welt der Orgelmusik entführte. Die Büdinger Dekanatskantorin Anne Schneider entfaltete ihr Können an der Oberlinger-Orgel, der größten im Dekanat, die durch ihre erstklassige Akustik besticht. Mit fast 60 Gästen im Publikum gab es einen festlichen Abend, den viele nicht so schnell vergessen werden.
Die Veranstaltung war Teil der etablierten Reihe der Hirzenhainer Kirchenkonzerte und widmete sich unter anderem dem 100. Todestag von Théodore Dubois, einem französischen Komponisten, dessen Werke tief in der Musiktradition verwurzelt sind. Schneider, die auch in der Büdinger Marienkirche musiziert, nutzte die einzigartigen Merkmale der Oberlinger-Orgel mit drei Manualen, um die Vielfalt und die Klangfülle der Stücke optimal zur Geltung zu bringen.
Ein breites Repertoire
Der Abend begann mit dem dynamischen Allegro-Satz aus Charles-Marie Widors „Symphonie VI opus 42“. Widor, ein Meister der Orgel, entführte das Publikum in eine Klangwelt, die direkt aus den romantischen Orchestersymphonien seiner Zeit schöpfte. Die Merkmale seines Stils, geprägt von kraftvollen und lyrischen Momenten, machten deutlich, warum die Orgel für viele Komponisten ein zentrales Element ihrer Musik darstellte.
Um die Vielfalt der Orgelklänge zu demonstrieren, stellte Schneider Johann Christian Heinrich Rincks Flötenkonzert in F-Dur opus 5 vor, dessen erster Satz den Zuhörern als „Ablauscht“ von Vögeln begegnete. Diese Naturverbundenheit der Musik brachte nicht nur die harmonischen Läufe zum Strahlen, sondern zeigte auch die hohe technische Fertigkeit, die notwendig ist, um die Leichtigkeit und Anmut der Komposition einzufangen.
Anschließend folgte Johann Sebastian Bachs Passacaglia in C-Moll. Diese zeitlose Komposition beginnt schwer und eindringlich, entblättert jedoch im Verlauf die Fülle seiner Variationen und Melodien. Das Publikum lauschte gebannt, während die organistische Kunstfertigkeit eine schier unendliche Weite an Klanglandschaften offenbarte.
Ein weiteres Highlight des Abends war César Francks „Prélude, Fugue et Variation opus 18“. Franck schuf ein Werk, das sich durch seinen spätromantischen Charakter und die subtile Verwendung von Klangfarben auszeichnete. Schneider spielte mit Sensibilität, welches sich in den sanften und kraftvollen Passagen niederschlug.
Ein krönender Abschluss
Abgerundet wurde das Konzert von der bereits erwähnten Dubois-Toccata, die für große Orgeln wie die Oberlinger konzipiert ist. Spielerisch und mit lebhaften Rhythmen präsentierte sich dieses Stück als krönender Abschluss eines gelungenen Abends, der von lautem, begeistertem Applaus für Schneiders Orgelspiel gekrönt wurde. Das Zusammenspiel zwischen dem Instrument und der Interpretin offenbarte die tiefen Emotionen und die technische Meisterschaft, die die Orgelmusik so faszinierend macht.
Anne Schneider äußerte sich positiv über die regionale Musikförderung und den Austausch unter Klangliebhabern: „Wir haben ganz unterschiedliche Orgeln aus verschiedenen Epochen, teils kaum verändert, teils stark umgebaut, in unserem Dekanat. Ich finde es erfreulich, dass Musikfreunde zu fahren bereit sind, um außerhalb ihres Heimatortes andere Orgeln kennenzulernen.“ Ihre Worte verdeutlichten das Bestreben, die kulturelle Vielfalt und das Bewusstsein für das Erbe der Orgelmusik zu pflegen.
Das Konzert hat nicht nur Einblicke in die vielschichtige Orgelmusik gegeben, sondern auch eine Gemeinschaft unter Musikbegeisterten geschaffen, die die Kraft der Musik an einem besonderen Ort feierten.