Marburg. Im Herzen von Marburg, in der Sybelstraße 16, steht das Konrad-Biesalski-Haus (KBH) – ein einzigartiges inklusives Wohnheim, das Studierenden mit und ohne körperliche Einschränkungen ein Zuhause bietet. „Wir sind für die Bewohner und Bewohnerinnen ein gutes Sprungbrett aus dem behüteten Elternhaus in ein selbstständiges Leben nach dem Studium“, betont Sven Wolf, der Pflegedienstleiter, der seit 25 Jahren im KBH tätig ist. Hier wird Selbstbestimmung großgeschrieben, und die Bewohner können individuell festlegen, welche Unterstützung sie benötigen.
Das KBH bietet insgesamt 74 Wohnheimplätze, von denen etwa ein Drittel von Menschen mit körperlichen Einschränkungen bewohnt wird. Diese integrative Lebensweise ist in Europa einzigartig. „Voraussetzung für ein ungestörtes Hochschulstudium von körperlich schwerstbehinderten Menschen im Rollstuhl sind geeignete Unterkünfte und gesicherte Transporte“, so die Philosophie, die bereits 1969 formuliert wurde und heute noch im KBH gelebt wird. Die Bewohner können sich in Plänen für verschiedene Dienste wie Wäschewaschen oder Einkaufen eintragen, um ihre Selbstständigkeit zu fördern.
Rund-um-die-Uhr-Betreuung
Das KBH gehört zum Studierendenwerk Marburg und hat einen Rahmenvertrag mit dem Landeswohlfahrtsverband Hessen. Dies bringt jedoch auch bürokratische Herausforderungen mit sich, wie die Bewohnerin Eva Wurm erfahren musste, als sie nach Marburg zog. Aktuell sind zehn examinierte Pflegefachkräfte im Drei-Schicht-System angestellt, um eine 24/7-Betreuung zu gewährleisten. Ein Fahrdienst sorgt dafür, dass die Bewohner zu ihren Lehrveranstaltungen sowie zu Freizeitaktivitäten und Arztterminen gelangen.
Im KBH wird nicht nur auf die Bedürfnisse der Bewohner eingegangen, sondern auch studentische Hilfskräfte sind im Einsatz, darunter auch einige Bewohner ohne körperliche Einschränkungen. Dieses harmonische Miteinander fördert nicht nur die Selbstständigkeit, sondern auch das soziale Leben der Studierenden im KBH.
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