Die Blauzungenkrankheit, eine gefährliche Virusinfektion, breitet sich im Landkreis Hersfeld-Rotenburg aus und sorgt für zunehmend besorgte Landwirte. Schäfer Elmar Albrecht, der im Ortsteil Lüdersdorf 200 Schafe hält, erlebt die negativen Auswirkungen der Krankheit hautnah. Diese gefährliche Infektion wird durch Mücken übertragen und kann sowohl harmlose als auch schwerwiegende Symptome hervorrufen. In schlimmeren Fällen kann es sogar zum Tod der Tiere führen, insbesondere bei Schafen.
Seit dem 28. August sind die ersten Fälle im Landkreis bekannt geworden. Laut den Informationen der Kreisverwaltung sind noch keine genauen Zahlen über die infizierten Tiere veröffentlicht, da die unterschiedlich ausgeprägten Symptome die Erfassung der Fälle erschweren. Der Virus, der ursprünglich in den Niederlanden entdeckt wurde, hat sich über Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen bis nach Hessen verbreitet und hat in Deutschland insgesamt etwa 3.500 Fälle dokumentiert.
Impfungen und wirtschaftliche Belastungen
Um die Tiere zu schützen, hat das Veterinäramt bereits im Juli empfohlen, Schafe gegen das Virus zu impfen. Elmar Albrecht hat dieser Empfehlung Folge geleistet, aber die Kosten für die Impfaktion waren erheblich. „1600 Euro hat mich die Impfaktion gekostet, und es gibt nur eine kleine Beihilfe“, klagt der Schäfer. Lediglich zwei bis drei Euro pro Tier werden nachträglich vom Land Hessen und der Hessischen Tierseuchenkasse erstattet. Hinzu kommen Kosten für Immunbehandlungen und Antibiotika für die Kranken. Diese finanzielle Belastung ist für viele Landwirte problematisch, besonders zur aktuellen Deckzeit bei den Schafen.
Albrecht erklärt, dass die Ungewissheit darüber, ob die Tiere fruchtbar sind, ihm große Sorgen bereitet. „Niemand weiß, ob die Tiere fruchtbar sind und ob genug oder überhaupt Lämmer geboren werden“, so der Schäfer. Wenn die Anzahl der geborenen Lämmer gering ist, könnte das einen massiven finanziellen Verlust für ihn bedeuten. In seinen 50 Jahren als Schafhalter hat er bereits andere Virusausbrüche erlebt, doch der aktuelle Fall ist besonders besorgniserregend.
Früher wurde empfohlen, Schafe nicht zu impfen, aus Angst, dass die Böcke dadurch unfruchtbar werden. Heute sind die Empfehlungen jedoch überarbeitet worden, und die Impfungen werden als notwendig erachtet, um die Tiere zu schützen, auch wenn sie nicht siegreich gegen das Virus sind.
Dr. Thomas Berge, der amtliche Tierarzt, bestätigt, dass die Tiere trotz Impfungen weiterhin erkranken können. Er weist darauf hin, dass die Stechmücken-Saison noch bis Oktober andauern wird, was die Situation weiter kompliziert. Die beste Impfung hätte idealerweise bereits Wochen vorher erfolgen müssen, auch wenn die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (Stiko Vet) Tierhaltern nun dringend rät, dennoch zu impfen.
Verbrauchersicherheit und Fortbestand der Tierhaltung
Obwohl Albrecht und seine Schafe im Moment von schweren Folgen weitgehend verschont geblieben zu sein scheinen, sieht er keinen Grund zur Entwarnung. „Jetzt grassiert der Typ 3, aber es gibt ja noch weitere Varianten, gegen die auch wieder geimpft werden muss – wenn es denn Impfstoff gibt.“ Er befürchtet, dass die Kosten weiter steigen und es mehr infizierte Tiere geben wird.
Für Verbraucher gibt es jedoch laut dem Bauernverband keinen Anlass zur Besorgnis: Fleisch und Milchprodukte von Tieren, die an der Blauzungenkrankheit erkrankt sind, können weiterhin verzehrt werden, da das Virus nicht auf Menschen übertragbar ist. Ursprünglich war Deutschland von dieser Erkrankung befreit, die im 20. Jahrhundert in Afrika entdeckt wurde; nun ist sie seit 2023 wieder auf deutschem Boden aktiv.
Die Situation fordert die Landwirte in Hersfeld-Rotenburg und darüber hinaus heraus, und die Einhaltung der neuen Gesundheitsstandards wird entscheidend sein, um weitere Ausbrüche zu vermeiden. Für weitere Informationen zu den Entwicklungen rund um die Blauzungenkrankheit, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.hna.de.