In Fulda stehen ein ehemals verheiratetes Paar, Andreas K. (37) und Sandra D. (33), wegen schwerer Körperverletzung und Misshandlung ihrer eigenen Tochter vor dem Amtsgericht. Der Vorfall ereignete sich am 29. Mai 2012, als das Kind gerade einmal ein Jahr und neun Monate alt war. Die Eltern haben nun nach über einem Jahrzehnt der Ungewissheit ein Geständnis abgelegt und berichten von den damaligen Ereignissen, die zu den schweren Verletzungen des Mädchens führten.
Das Gericht beschäftigt sich mit einem der schlimmsten Vorfälle im Leben des kleinen Mädchens, das zur Zeit des Missbrauchs mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden musste, darunter Prellungen und eine subdurale Hirnblutung, die operativ behandelt werden musste, um das Kind zu retten. Nach dem Vorfall wurde sie in eine Pflegefamilie gegeben, wo sie bis heute lebt.
Geständnis und widersprüchliche Aussagen
Über die Jahre haben die beiden Angeklagten unterschiedliche Versionen der Vorfälle präsentiert. Anfangs behaupteten sie, das Kind habe sich selbst verletzt, als es aus einem Hochstuhl gefallen sei. Sandra D. hatte jedoch 2018 begonnen, ihren ehemaligen Partner zu beschuldigen und die Wahrheit zu enthüllen, was er jedoch vehement bestritt. Nach eindringlichen Aufforderungen durch den Richter, die Wahrheit für die betroffene Tochter ans Licht zu bringen, gestanden die Angeklagten schließlich. Andreas K. erklärte, er habe die Tochter seiner Ex-Frau geschlagen und geschüttelt, was seiner Meinung nach die meisten Verletzungen verursacht habe. Er räumte seine Wut als Grund für sein Verhalten ein und bedauerte, dass er in der Situation die Kontrolle verloren hatte.
Sandra D. fügte hinzu, dass ihr Ex-Mann das Kind nicht nur geschlagen, sondern auch geworfen habe, was zu den schweren Hirnverletzungen führte. Sie gestand, dass sie aus Angst, die Wahrheit zuzugeben, versucht hatten, den Vorfall zu vertuschen. Ihr Geständnis kam einige Jahre nach dem ursprünglichen Vorfall, als sie nicht mehr ertragen konnte, mit ihrem Gewissen zu leben.
Langfristige Folgen für die Geschädigte
Ärztliche Gutachten und Zeugenaussagen belegen die langfristigen Schäden, die das Kind erlitten hat. Die Pflegemutter der mittlerweile Teenagerin berichtete über Ohnmachtsanfälle, Albträume und andere psychosomatische Symptome, die als Reaktion auf das erlittene Trauma zu verstehen sind. Laut einer Therapeutin sind diese Ohnmachtsanfälle ein Schutzmechanismus des Körpers gegen den emotionalen Stress, den das Kind durchlebt hat. Auch extreme Schmerzempfindlichkeit und Wutanfälle wurden dokumentiert, ein weiteres Indiz für die Erschütterungen, die die Betroffene erleiden musste.
Der Gerichtssachverständige, Prof. Dr. Dr. Reinhard Dettmeyer, bestätigte, dass die Verletzungen im Rahmen der Beschreibungen der Angeklagten entstanden sein könnten, wies jedoch darauf hin, dass aufgrund der Vielzahl der Verletzungen auch auf einen wiederholten Missbrauch hingewiesen werden müsse. Zudem wurden während des Verfahrens Anzeichen für kognitive und körperliche Einschränkungen festgestellt, die möglicherweise auf das FASD (fetal alcohol spectrum disorder) zurückzuführen sind, obwohl die Angeklagte dies vehement abstreitet.
Die leitende Ermittlerin der Polizei, die 2018 den Fall übernommen hatte, gab während der Verhandlung zusätzliche Einblicke in die Familienverhältnisse und die sozialen Hintergründe der Angeklagten. Die Enthüllung und das Geständnis der Schuldig gesprochenen Eltern könnten nun endlich ein Stück zu dem Heilungsprozess beitragen, den die verletzte Tochter dringend benötigt. Weitere Details zu diesem aufwühlenden Fall werden erwartet, da die Verhandlungen weitergehen, während die Gerichte versuchen, Licht in die dunklen Ecken der Familiengeschichte zu bringen. Der Fall ist nicht nur für die Betroffenen von großer Bedeutung, sondern wirft auch Fragen zu den Schutzmechanismen für Kinder in ähnlichen Situationen auf.