Das turbulente Schicksal der Esso-Häuser an der Reeperbahn nimmt eine dramatische Wende. Nach zehn Jahren intensiver Mitgestaltung hat die Planbude, ein wichtiges Beteiligungsprojekt in Hamburg, nun ihre Arbeit eingestellt. Der Grund? Unzufriedenheit mit dem Grundstückseigentümer, der Bayerischen Hausbau.
Die Planbude wurde ursprünglich gegründet, um die Interessen der Anwohner während des aufwendigen Planungsprozesses der Esso-Häuser im beliebten Stadtteil St. Pauli zu vertreten. Trotz vieler Fortschritte über die Jahre, darunter ein Architekturwettbewerb im Jahr 2016 und ein städtebaulicher Vertrag von 2018, hat das Unternehmen seine Pläne nun verworfen. Das Projekt, das vielversprechend erschien, wurde von der Bayerischen Hausbau in die Tonne geworfen, wie die Planbude bekannt gab.
Grund für das Scheitern
Die Eskalation der Situation kam, als das erste Mal seit Jahren die Baukonjunktur ins Stocken geriet. Florian Schörghuber, der neue Erbe des Unternehmens, hat die Projektentwicklung komplett umstrukturiert und die Abteilung erheblich verkleinert. „Der Konzern hat gar nicht mehr die Fähigkeit, die selbst geplanten Esso-Häuser zu bauen“, stellte die Initiative fest. Diese Veränderungen haben zu einem Stillstand auf dem zuvor vielversprechenden Baugrund geführt.
Die Planbude zeigte sich besonders enttäuscht darüber, dass sowohl die Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein als auch Bürgermeister Peter Tschentscher die Sichtweise des Unternehmens übernommen haben. „Unisono reden sie schlecht, was sie selbst beauftragt und verhandelt haben“, hieß es vonseiten der Planbude. Die Initiative stellte laut fest, dass der Senat mit einer gewissen Naivität die Entwicklungen im Paloma-Viertel verfolgt und bereit ist, bestehende Verträge ohne Nachdenken aufzugeben. „Diesen Weg vom Pionier-Modell einer kooperativen Stadtentwicklung zum gewöhnlichen Spekulationsobjekt werden wir nicht mitgehen. Wir sind raus“, so die klare Ansage.
Nach den ursprünglichen Plänen sollten rund 200 neue Wohnungen entstehen, die mehrheitlich als öffentlich geförderte Mietwohnungen konzipiert waren. Auch die Bereitstellung von Gewerbeflächen und öffentlichen Räumen, wie begrünte Dächer für Freizeitaktivitäten, waren Teil des Entwurfs. Doch statt der nahtlosen Umsetzung klafft jetzt eine große Baulücke von etwa 6.000 Quadratmetern im Herzen des Kiezes – ein sichtbares Zeichen für das gescheiterte Projekt.
Der Grundstückseigentümer, die Bayerische Hausbau, hatte das Gelände bereits im Jahr 2008 erworben. Seitdem hat das Unternehmen jedoch keinen Antrag für den Bau gestellt, sondern das Areal vor über einem Jahr der städtischen Wohnungsgesellschaft Saga übergeben, wo man die Möglichkeiten für öffentlich geförderten Wohnungsbau immer noch prüft. Dies hat weitere Unklarheiten über die Zukunft des Geländes aufgeworfen.
Aktuell heißt es von einem Saga-Sprecher, man bitte um Verständnis, dass aufgrund laufender Verhandlungen keine weiteren Informationen bereitgestellt werden können. Das wirft Fragen auf, wie es mit den begehrten Wohnprojekten in Hamburg weitergeht, die dringend benötigt werden. Die Planbude hat die Beteiligung von rund 2.300 Menschen an dem Entwurf organisch unterstützt und war stets um eine enge Zusammenarbeit mit den Bürgern bemüht.
Angesichts der jetzt drohenden Unsicherheit über die zukünftige Nutzung des Areals bleibt die Frage, wie die Stadt Hamburg mit dieser unglücklichen Entwicklung umgehen wird und ob es überhaupt eine Perspektive für die Esso-Häuser gibt. Zahlreiche Bürger sehen das Projekt nun gefährdet und befürchten, dass die Vision eines lebenswerten, gemeinschaftlichen Wohnens für das Paloma-Viertel an Bedeutung verliert.
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