In jüngster Zeit hat Hamburg eine signifikante Zunahme der Einbürgerungsanträge verzeichnet. Der Grund dafür ist das neu eingeführte Einbürgerungsrecht, das die Fristen für eine Einbürgerung verkürzt. Seit dem 27. Juni 2024 sind fast 6.000 Anträge eingegangen, was einer Verdopplung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht, wie ein Sprecher des Amts für Migration bestätigte.
Die Aufwärtsentwicklung bei den Einbürgerungsanträgen ist im Kontext eines längerfristigen Trends zu sehen. Im gesamten Jahr 2020 wurden in Hamburg 6.268 Anträge gestellt. Bis Mitte September 2024 liegt diese Zahl bereits bei 13.658 Anträgen. Auch die tatsächliche Zahl der Einbürgerungen ist angestiegen, von 4.502 im Jahr 2020 auf 7.537 im Jahr 2023, während in diesem Jahr bis Mitte September bereits 6.281 Einbürgerungen durchgeführt wurden. Die Hauptherkunftsländer sind Syrien, Afghanistan, Iran und die Türkei.
Digitale Erneuerung und verbesserte Verfahren
Das Amt für Migration hat auf die gestiegene Nachfrage reagiert, indem es zusätzliches Personal einsetzt und wesentliche Teile des Antragsverfahrens digitalisiert hat. Antragsteller in Hamburg haben nun die Möglichkeit, ihren Antrag online zu stellen und alle erforderlichen Dokumente elektronisch einzureichen. Diese digitale Transformation macht das Verfahren nicht nur schneller, sondern auch benutzerfreundlicher.
Ein praktisches Hilfsmittel ist der digitale Quick-Check, der es den Antragstellern ermöglicht zu überprüfen, ob sie alle Anforderungen für die Einbürgerung erfüllen. Laut dem Sprecher des Amtes ist das Ziel, dass Antragsteller idealerweise nur einmal persönlich zum Amt kommen müssen, nämlich um ihre Einbürgerungsurkunde abzuholen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt des neuen Staatsangehörigkeitsrechts betrifft die Fristen für die Einbürgerung selbst. Ausländer, die in Deutschland leben und gut integriert sind, können bereits nach fünf Jahren die deutsche Staatsangehörigkeit erwerben, anstelle der bisher geltenden acht Jahre. In Ausnahmefällen ist sogar eine Einbürgerung nach drei Jahren möglich. Dies gilt unter bestimmten Voraussetzungen auch für Gast- und Vertragsarbeiter, die lediglich einen Nachweis über ihre mündliche Deutschkenntnis im Alltag erbringen müssen.
Ein bemerkenswerter Punkt ist, dass die Antragsteller ihre bisherige Staatsangehörigkeit nicht mehr aufgeben müssen, was vielen Menschen entgegenkommt. Dies stellt eine wesentliche Erleichterung und einen Anreiz für die Integration dar. Die Einbürgerungstests wurden für diese Gruppen ebenfalls abgeschafft, wodurch der Prozess weiter vereinfacht wird.
Allerdings gibt es auch verschärfte Anforderungen für das Bekenntnis zu den Werten der freiheitlichen demokratischen Grundordnung. Wer die deutsche Staatsangehörigkeit anstrebt, muss sich klar zu den Werten einer demokratischen Gesellschaft bekennen. Dies umfasst unter anderem die Achtung der Würde und Gleichheit aller Menschen. Handlungen, die antisemitisch, rassistisch oder aus menschenverachtenden Motiven motiviert sind, stehen im Widerspruch zur Menschenwürdegarantie des Grundgesetzes, wie vom Bundesinnenministerium klargestellt wurde.
Diese Entwicklungen in Hamburg zeigen, wie die Stadt auf den erhöhten Bedarf an Einbürgerungen reagiert und gleichzeitig neue digitale Wege beschreitet, um den Antragstellern den Prozess zu erleichtern. Der Anstieg der Anträge und Einbürgerungen verdeutlicht das wachsende Interesse an der deutschen Staatsangehörigkeit und den fortwährenden Wandel in der Integrationspolitik.