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Häusliche Gewalt: 240.547 Opfer 2022 – Warum sind Männer die Täter?

Die erschreckenden Zahlen zur häuslichen Gewalt in Deutschland sind alarmierend: Laut dem Bundeskriminalamt wurden im Jahr 2022 über 240.500 Menschen Opfer solcher Gewalt, ein Anstieg von 8,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders besorgniserregend ist, dass der überwiegende Teil der Opfer Frauen sind, die in 71,1 Prozent der Fälle betroffen sind. Die Täter hingegen stellen mit 76,3 Prozent überwiegend Männer dar. Diese Statistiken werfen grundlegende Fragen zur gesellschaftlichen Wahrnehmung und den Ursachen für diese Gewalt auf.

Andreas Schmiedel, ein Experte auf diesem Gebiet, führt aus, dass die Gründe für die hohe Zahl männlicher Täter tief in der Sozialisation verwurzelt sind. Körperliche Gewalt wird in unserer Gesellschaft stark mit Männlichkeit assoziiert. „Körperliche Gewalt hat in der Gesellschaft eine klare Zuweisung, sie ist männlich“, erklärt Schmiedel und betont, dass Mädchen im frühen Kindesalter schnell aus der Rolle fallen, wenn sie zu Gewalt greifen. Dies wird in der Gesellschaft anders bewertet als bei Buben, bei denen solche Handlungen als normaler Teil der Jungenkultur akzeptiert werden. Diese gesellschaftlichen Normen tragen dazu bei, dass Jungen lernen, Gewalt als eine Art der Kommunikation zu nutzen, was zu einem Teufelskreis beitragen kann.

Die Rolle der Sozialisation

Die Sozialisierung spielt eine entscheidende Rolle im Umgang mit Gewalt. Laut Schmiedel wird Mädchen, die physische Aggression zeigen, oft ein negatives Label angeheftet und sie erfahren Sanktionen. Im Gegensatz dazu werden Jungen dazu ermutigt, ihre Aggressionen auszudrücken, wodurch sie in der Lage sind, ihre „Geschichten“ über Konflikte zu erzählen. Diese Geschichten, die man als Legendenbildung bezeichnen kann, entblößen oft eine interessante Dynamik: Jungen schieben die Schuld für ihre Gewaltausübung auf andere und präsentieren sich dabei als die Opfer in den Erzählungen, indem sie den Gegner verunglimpfen.

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Solche Narrative sind nicht nur auf den Schulhof beschränkt, sondern finden sich auch in größeren gesellschaftlichen Kontexten wieder. Die Verflechtung von öffentlicher und privater Gewalt zeigt, dass die Mechanismen der Gewalt auch bei größeren Konflikten wie Kriegen Anwendung finden. Schmiedel sieht hier eine Gefährdung in der Wahrnehmung des ‚Gegners‘, der oft überhöht und als Bedrohung dargestellt wird, was wiederum die zugrunde liegende Männlichkeitsgeschichte verstärkt.

Die angesprochenen Themen sind wichtig zu diskutieren, um die Ursachen für häusliche Gewalt und deren gesellschaftliche Akzeptanz, insbesondere bei Männern, zu verstehen. Es wird deutlich, dass Kampf und Aggression nicht nur in individuellen Beziehungen, sondern auch in der Gesellschaft als solche immer wieder wiederholt werden.

Die Zahlen und die Analyse von Schmiedel verdeutlichen die Dringlichkeit einer gesellschaftlichen Debatte über Gewalt, Sozialisation und Geschlechterrollen. Diese Themen sind nicht nur für Fachleute von Bedeutung, sondern erfordern die Aufmerksamkeit und die Auseinandersetzung einer breiten Öffentlichkeit, um langfristig Veränderungen herbeizuführen. Informationen zu dieser Thematik sind umfassend, wie auf www.wochenanzeiger.de erläutert wird.

Quelle/Referenz
wochenanzeiger.de

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