
Eine Frau aus Niedersachsen wollte am Donnerstagabend ihr frisch geerbtes Haus in Bad Harzburg inspizieren und rief dazu die Polizei, da das Haus verriegelt war. Bei der behördlichen Prüfung entdeckte die Polizei eine massive Cannabisplantage im Inneren des Gebäudes. Thorsten Ehlers, der Sprecher der Polizei Goslar, bestätigte, dass das Haus leer stand und die Eigentümerin einen Überblick über die Situation gewinnen wollte. Das marode Gebäude diente früher als Pub und war seit geraumer Zeit geschlossen.
Die Polizei fand bei der Durchsuchung am Freitag rund 1200 Cannabispflanzen, die professionell in dem seit längerer Zeit ungenutzten Haus aufgezogen worden waren. Während des Einsatzes bewachten mehrere Polizeibeamte das Gelände, da sich zum Zeitpunkt des Zugriffs keine Personen im Haus befanden. Alle Pflanzen wurden beschlagnahmt und in blauen Plastiksäcken abtransportiert. Zudem sicherte die Polizei die professionellen Geräte, die für den Anbau verwendet wurden. Aufgrund des Risiken für die Sicherheit wurde auch das Technische Hilfswerk (THW) zur Sicherung des Gebäudes hinzugezogen, da Teile der Decke einsturzgefährdet waren.
Legalisierung von Cannabis in Deutschland
Der Fall wirft einen interessanten Blick auf die bevorstehenden Veränderungen in der deutschen Cannabispolitik. Am 1. April 2024 tritt das Gesetz zur Legalisierung von Cannabis in Kraft, das vom Bundesrat bereits abgesegnet wurde. Dieses neue Gesetz erlaubt Erwachsenen, bis zu drei Cannabispflanzen pro Person zu Hause anzubauen, jedoch nur für den Eigenkonsum.
Wichtige Bestimmungen des neuen Gesetzes umfassen das Verbot für Kinder und Jugendliche, Cannabis anzubauen, sowie die Regelung, dass nur Erwachsene mit Wohnsitz oder gewöhnlichem Aufenthalt in Deutschland seit mindestens sechs Monaten dazu berechtigt sind. Cannabis-Social-Clubs werden ebenfalls eingerichtet, um den legalen Austausch von Samen und Stecklingen unter Mitgliedern zu ermöglichen. Bestellungen von Samen aus anderen EU-Ländern über das Internet sind erlaubt, solange der Anbau für den Eigenkonsum erfolgt.
Schutzmaßnahmen und Nachbarschaftsrecht
Der Anbau von Cannabis muss in abschließbaren Schränken oder Räumen erfolgen, um Kinder und Dritte zu schützen. Darüber hinaus müssen geerntete Pflanzen sicher aufbewahrt werden. Wird eine Geruchsbelästigung durch den Anbau festgestellt, muss der Anbau eingestellt werden. In Kleingärten ist der Anbau nur unter bestimmten Bedingungen erlaubt, wobei die Voraussetzungen für ausreichenden Schutz und Vermeidung von Beschwerden der Nachbarn berücksichtigt werden müssen.
Das Vorhaben der Legalisierung und die damit verbundenen Regelungen zielen darauf ab, den Schwarzmarkt zu schwächen und einen legalen Rahmen für den Cannabiskonsum zu schaffen. Coffee-Shops, die in anderen Ländern existieren, sind jedoch in Deutschland nicht vorgesehen, was das Modell von Cannabis-Social-Clubs umso wichtiger macht.
Die Entdeckung der Drogenplantage im geerbten Haus könnte aus Sicht der neuen Gesetzgebung möglicherweise nicht mehr so schwerwiegend sein, wenn sie in Zukunft in ähnlichen Fällen legalisiert werden. Die Geschehnisse in Niedersachsen zeigen jedoch, dass die Kriminalität rund um Cannabis nach wie vor einen bedeutenden Teil der öffentlichen Ordnung betrifft.
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