In einem dramatischen Aufruf haben Mitglieder der theologisch konservativen Arbeitsgruppe „Lebendige Kirche“ auf der EKD-Synode in Würzburg eine klare Positionierung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zum Abtreibungsrecht gefordert. Pfarrer Friedemann Kuttler aus Großbottwar betonte, dass die Kirche sich unmissverständlich zum Lebensschutz bekennen müsse. Diese Forderung kommt nach einer umstrittenen Stellungnahme des EKD-Rates, die im Oktober 2023 eine Liberalisierung der Abtreibungsgesetzgebung in Deutschland befürwortete.
Die Reaktionen auf die EKD-Stellungnahme waren heftig. Kritiker aus der Lebensrechtsbewegung und der katholischen Kirche haben vehement Widerstand geleistet. Kuttler äußerte, dass trotz der Ankündigung einer Arbeitsgruppe zu diesem Thema noch keine fundierte inhaltliche Stellungnahme des Rates vorliegt. Er forderte eine Rückkehr zu einem ökumenischen Konsens mit der katholischen Kirche, der auch ein Bekenntnis zur Beratung von Schwangeren und zum Lebensrecht ungeborener Kinder umfasst.
Forderung nach dem „Nordischen Modell“
Zusätzlich drängten die Synodalen in Würzburg auf die Einführung des sogenannten „Nordischen Modells“ in Deutschland, das ein Sexkaufverbot vorsieht. Dieses Modell, das 1999 in Schweden eingeführt wurde, umfasst die Entkriminalisierung von Prostituierten, die Kriminalisierung von Sexkäufern und Betreibern sowie die Finanzierung von Ausstiegsprogrammen für Prostituierte. Die Diskussion über diese Themen wird von der synodalen Arbeitsgruppe „Lebendige Kirche“ und anderen Synodalen intensiv geführt.
Die EKD-Synode, die bis zum 13. November in Würzburg tagt, hat insgesamt 128 Mitglieder und behandelt als Schwerpunktthema „Flucht, Migration und Menschenrechte“. Die Präses des Kirchenparlaments ist die Studentin Anna-Nicole Heinrich aus Regensburg. Die EKD vereint 20 lutherische, reformierte und unierte Landeskirchen mit insgesamt 18,6 Millionen Mitgliedern.