In Halle (Saale) wird an ein düsteres Kapitel der Geschichte erinnert – die Konzentrationslager der Nationalsozialisten. Während viele an Auschwitz oder Buchenwald denken, gab es auch hier 114 Außenlager, das größte am Birkhahnweg, wo Zwangsarbeiter in den Siebel-Flugzeugwerken schuften mussten. Am Sonntag fand in der „Frohen Zukunft“ eine bewegende Gedenkveranstaltung statt, bei der Blumen niedergelegt und ergreifende Worte gesprochen wurden. Ein Denkmal, das seit 2019 an die Geschichte erinnert, wurde kürzlich von Graffiti und Moos befreit, um die Erinnerung wachzuhalten.
„Ein Ort wie dieser erinnert in brachialer Weise an etwas, was nicht zu verstehen ist“, erklärte Pfarrer Martin Schmelzer. Er betonte die Bedeutung des Denkmals, da keine Baracken mehr existieren, um an die Gräueltaten zu erinnern. René Rebenstorf, Beigeordneter für Stadtentwicklung und Umwelt, der in der Nähe aufgewachsen ist, sprach über die düsteren Wetterbedingungen während der Zeremonie und zog Parallelen zu den erlittenen Qualen der damaligen Zwangsarbeiter. „Die Leute damals konnten es sich nicht aussuchen“, sagte er und forderte dazu auf, die Errungenschaften der heutigen Zeit nicht als selbstverständlich zu betrachten.
Die grausame Realität der Zwangsarbeit
Zwischen 1933 und 1940 arbeiteten in den Siebelwerken zunächst bezahlte Fremdarbeiter aus Osteuropa, bis der Krieg begann und sie in Zwangsarbeiter verwandelt wurden. Viele von ihnen, darunter auch Kriegsgefangene aus Norwegen, Schweden, Frankreich und Spanien, wurden in 23 Transporten aus dem Konzentrationslager Buchenwald nach Halle gebracht. Tragische Geschichten, wie die von Viktor Zebulski und Edmund Czerwinski, die während eines Bombenangriffs flohen, aber zurück ins Lager gebracht und später hingerichtet wurden, verdeutlichen das Grauen dieser Zeit.
Die Schicksale der Lagerleiter, wie SS-Unterscharführer Johann Pflicht, bleiben bis heute im Dunkeln. Trotz jahrelanger Suche nach ihm nach dem Krieg blieb er unauffindbar, und die dunkle Geschichte Halle bleibt unvollständig. Um das Gedenken an diese Zeit lebendig zu halten, haben Studierende der Kunsthochschule Burg Giebichenstein einen Audiowalk zum KZ-Außenlager gestaltet, der die grausame Vergangenheit auf eindrucksvolle Weise aufbereitet.