Im Rhein-Main-Gebiet gibt es derzeit erhebliche Bedenken hinsichtlich des geplanten Stromprojekts, das den Bau der Bahnlinie Wallauer Spange beeinträchtigen könnte. Der „Rhein-Main-Link“, ein Vorhaben zum Transport von Windenergie aus dem Norden nach Hessen, könnte mit den geplanten Schienenarbeiten der Deutschen Bahn in Konflikt geraten.
Wiesbadens Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende äußerte kürzlich seine Besorgnis über die Pläne während einer Antragskonferenz der Bundesnetzagentur. Er wies darauf hin, dass die vorgeschlagene Trasse für den Rhein-Main-Link potenziell die Bahnstrecke kreuzen könnte. Diese neue Bahnverbindung, die seit vielen Jahren in Diskussion ist, soll die Fahrtzeit vom Wiesbadener Hauptbahnhof zum Frankfurter Flughafen auf lediglich 16 Minuten reduzieren.
Technische Details der Projekte
Die Wallauer Spange selbst ist ein knapp vier Kilometer langes Stück, das als Verbindung zwischen Wiesbaden und dem Frankfurter Ast der Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main fungiert. Der Bau für dieses Schienenprojekt, das bisher noch keine klare Zustimmung erhalten hat, ist für 2026 anvisiert, doch die laufenden Planungen verursachen bereits jetzt Unsicherheiten.
Auf der anderen Seite umfasst der Rhein-Main-Link eine circa 600 Kilometer lange Stromtrasse, die ab 2033 vier Erdkabelverbindungen zur Übertragung von Windenergie von der Nordsee nach Hessen beinhalten soll. Eine Besonderheit dieser Trasse ist, dass nach Fertigstellung ein rund 40 Meter breiter Schutzstreifen von jeglicher Bebauung freigehalten werden muss. Der genaue Verlauf der Stromtrasse ist jedoch noch nicht final festgelegt, und der Übertragungsnetzbetreiber Amprion prüft verschiedene Trassenvarianten.
Die Deutsche Bahn hat bereits erste Planungen zur Wallauer Spange an Amprion übermittelt und erwartet eine enge Kooperation zwischen beiden Seiten. Ein Termin zur Planung ist für Mitte Oktober angesetzt. Die Bahn hat erklärt, dass man zunächst abwarten muss, inwiefern die geplante Trasse tatsächlich die Bahnstrecke kreuzen wird. Ob dies Auswirkungen auf den Bau sowie den Betrieb der Bahnlinie haben könnte, bleibt abzuwarten, da mehr Informationen zu Amprions Plänen benötigt werden.
Die Möglichkeit, dass sich Stromtrassen und Bahnlinien überkreuzen, ist nicht neu. Wie im aktuellen Fall sind auch frühere Projekte so gestaltet worden, dass Anpassungen vorgenommen werden, um beiden Infrastrukturvorhaben gerecht zu werden. So muss eine bestehende 110 kV-Freileitung der Firma Syna sogar höhergelegt werden, damit der nötige Abstand zur Oberleitung eingehalten werden kann.
Diese Frage des gegenseitigen Einflusses ist aus ökologischer und ökonomischer Sicht von Bedeutung. Mende ist sich der Notwendigkeit zusätzlicher Stromkapazitäten zur Erreichung der Klimaziele bewusst, sieht jedoch die Vorgabe zur Erdverkabelung kritisch. Diese Entscheidung sei wirtschaftlich und umwelttechnisch nicht optimal und scheint nicht umkehrbar. Mehr Details zu diesem Thema finden sich in einem ausführlichen Bericht auf www.fr.de.
Zusätzlich ist das Areal entlang der Autobahn 66, das für mögliche Gewerbeflächen vorgesehen ist, Teil des Planungsgebiets für den Stromleitungsbau. Diese Situation könnte die kommunale Planungshoheit erheblich einschränken und zugleich die Entwicklungsmöglichkeiten in Wiesbaden belasten. Landwirte äußern ebenfalls ihre Bedenken hinsichtlich der möglichen Auswirkungen auf wertvolle Böden, was existenzielle Sorgen hervorrufen könnte.