In einer bemerkenswerten Initiative will der Frankfurter Energieversorger Mainova die Energiewende in der Stadt mit einem gigantischen Ausbau des Fernwärme- und Stromnetzes vorantreiben. Hunderte Kilometer an neuen Leitungen sollen verlegt werden, und das möglichst in einem Rutsch, um die Bürger nicht ständig mit Baustellen zu belästigen. „Das ist in Frankfurt der größte Umbau in der Nachkriegszeit“, verkündete Mainova-Chef Michael Maxelon bei einer Veranstaltung in Frankfurt.
Der Plan sieht vor, das bestehende Fernwärmenetz von 310 auf insgesamt 760 Kilometer bis zum Jahr 2040 zu erweitern. Zusätzlich will Mainova auch das Stromnetz um 1.000 Kilometer ausbauen und die Anschlussleistung von derzeit 1.000 Megawatt innerhalb der nächsten vier Jahre um 500 Megawatt erhöhen. Maxelon verglich diesen Ausbau mit dem Neubau der Energieversorgung einer Stadt mit einer halben Million Einwohnern, wie Hannover.
Nur einmal die Straße aufreißen
Die Stadt Frankfurt plant, die Baumaßnahmen zu bündeln und diese mit privaten Projekten wie dem Glasfaserausbau zu kombinieren. Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) betonte, dass die Stadt bereits geeignete Gebiete, wie den Stadtteil Heddernheim, ins Auge gefasst hat, um 2026 das erste Energiewendeviertel zu schaffen. Die Genehmigungsverfahren sollen beschleunigt werden, um die zahlreichen beteiligten Behörden effizient zu koordinieren.
Für die Umsetzung dieses Mammutprojekts sind Investitionen von rund 2,6 Milliarden Euro bis 2028 vorgesehen. Ein Fernwärmeanschluss kann für ein Mehrfamilienhaus durchschnittlich 60.000 Euro kosten, wobei Förderungen die Kosten auf 40.000 bis 50.000 Euro senken könnten. Maxelon stellte klar, dass es keinen Anschlusszwang gibt, was die Bürger entlasten soll.
In einem ersten Schritt plant Mainova, rund 60 städtische Liegenschaften, darunter mehrere Schulen, ans Fernwärmenetz anzuschließen. Das Interesse an Fernwärme ist nach Angaben der Mainova seit Jahren groß, und viele Gebäudeeigentümer zeigen verstärktes Interesse. Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori (SPD) ist überzeugt, dass Frankfurt eine Vorreiterrolle in der Energiewende für andere hessische Kommunen einnehmen kann.