In einer aufschlussreichen Rede während der Wintervortragsreihe an der Logistikschule der Bundeswehr in Garlstedt wies Generalleutnant Michael Vetter auf die anhaltenden Bedrohungen durch Cyberangriffe hin. Er verwies auf den massiven Cyberangriff von 2017 auf die Container-Reederei Maersk, der nicht nur das Unternehmen schwer traf, sondern auch zahlreiche deutsche Firmen in Mitleidenschaft zog. „Die Schäden beliefen sich auf mehrere hundert Millionen Dollar“, erklärte Vetter und stellte klar, dass es auch schlimmer hätte kommen können. Ein Server in Afrika, der nicht mit dem Stromnetz verbunden war, schützte Maersk vor einer kompletten Lahmlegung.
Dabei warnt Vetter eindringlich vor den Methoden, die Hacker verwenden, wie etwa Trojaner und manipulative Technologien, die die öffentliche Meinung beeinflussen. Er erinnerte an den „Fall Lisa“, bei dem eine vermeintliche Entführung durch „Südländer“ von russischen Medien als politisches Instrument genutzt wurde, was zu sozialen Unruhen führte. „Angriffe zielen nicht nur auf Institutionen, sondern auf die gesamte Gesellschaft“, betont er.
Aktuelle Herausforderungen im Cyberraum
Vetter wies darauf hin, dass die Bundeswehr diese unsichtbaren Bedrohungen ernst nimmt und aktiv an Programmen arbeitet, die ihre Handlungsfähigkeit in Krisensituationen verbessern sollen. Das „Sonderprogramm Resilienz der Bundeswehr durch Digitalisierung“ ist ein Beispiel dafür. Zudem wurde im Jahr 2017 der Cyber Innovation Hub ins Leben gerufen, um den digitalen Wandel der Bundeswehr voranzutreiben und eine Verbindung zwischen Militär und innovativen Startups herzustellen.
„Die Zeitenwende in der Technik ist unübersehbar“, sagte Vetter und zitierte den ehemaligen Generalstabschef der USA, Mark Milley, der von „seismischen Veränderungen“ in der Kriegsführung sprach. Künstliche Intelligenz wird eine entscheidende Rolle in der modernen Kriegsführung übernehmen, ist er überzeugt. Vetter betont, dass Deutschland in diesen Bereichen gut aufgestellt ist, auch wenn Herausforderungen bestehen. „Ein Fünftel des Sondervermögens fließt in die Bereiche Führungsfähigkeit und Digitalisierung“, fügt er hinzu.
Die aktuelle Situation in der Ukraine illustriert die Bedeutung technologischer Überlegenheit in militärischen Auseinandersetzungen. Vetter beschrieb, wie ein Drohnenschwarm zu Beginn des Konflikts einen langen russischen Konvoi außer Gefecht setzen konnte. Dies geschah, weil die Invasoren Informationen über ihre Mobiltelefone austauschten. Im Gegenzug haben die Russen jedoch auch Mittel gefunden, um die ukrainischen Drohnen zu neutralisieren. „Der Wettlauf um technologische Überlegenheit hält an.“
Fragen zur Cyberabwehr
In der anschließenden Fragerunde interessierten sich die Zuhörer unter anderem für die zunehmenden Innovationszyklen. Vetter betonte die Notwendigkeit, IT-Services zügiger in die Bundeswehr einzuführen, um mit den rasanten Entwicklungen der Technologie Schritt zu halten. „Software-Updates dürfen nicht länger als zwei Stunden in Anspruch nehmen“, forderte er.
Auf die Fragen zum Datenschutz erwiderte Vetter zuversichtlich, dass der Militärische Abschirmdienst regelmäßiger parlamentarischer Kontrolle unterliege. In Gegensatz dazu müsse die Polizei vorsichtiger im Umgang mit Überwachungstechnologien sein, um nicht in eine übermäßige Kontrolle zu verfallen, wie sie beispielsweise in London praktiziert wird.
„Unsere Demokratie könnte sicherlich auch mit ein bisschen weniger Kontrolle auskommen“, schloss Vetter und hinterließ sein Publikum nachdenklich über die Balance zwischen Sicherheit und Freiheit in der digitalen Welt.
Für mehr Informationen zu den Herausforderungen der Cyberabwehr und der Rolle der Künstlichen Intelligenz in der Bundeswehr, können Sie den Artikel auf www.weser-kurier.de nachlesen.
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