Ein literarisches Phänomen feiert in diesem Jahr seinen 180. Geburtstag: Der Struwwelpeter, das Kinderbuch von Heinrich Hoffmann, ist nach wie vor ein Leitfaden für kindliche Erfahrungen und Herausforderungen. Ursprünglich als Weihnachtsgeschenk für seinen Sohn gedacht, hat es sich zu einem zeitlosen Klassiker entwickelt, der heute in zahlreichen Adaptionen und in vielen Sprachen erhältlich ist. Die Geschichten, die einst in satirischer Absicht geschaffen wurden, sind heute relevanter denn je. So behandelt Hoffmann Themen wie ADHS, Magersucht und andere gesellschaftliche Herausforderungen, ohne dass diese medizinischen Diagnosen zu seiner Zeit bekannt waren. Dies hebt die Museumschefin Beate Zekorn-von Bebenburg besonders hervor, die betont, dass die Geschichten „im Kern sehr gut auf die Gegenwart übertragen“ werden können.
Ein Erbe der Rebellion und des Humors
Im Struwwelpeter zeigt sich Hoffmanns Vision von kindlicher Freiheit. Der Struwwelpeter selbst, ein Symbol des Nicht-Konformismus, wird als „Ikone der Rebellion“ angesehen. Indem Hoffmann Konflikte darstellt, die alle Kinder im Laufe ihres Lebens begegnen, wird seine Arbeit nicht nur als Unterhaltung, sondern auch als lehrreiche Anleitung verstanden. Die Bandbreite seiner Kreativität wird durch die Vielzahl an Adaptionen deutlich, die im Frankfurter Struwwelpeter-Museum zu finden sind – darunter eine DDR-Variante, die für staatstreues Verhalten wirbt oder aktuelle Versionen, die die Wichtigkeit von Hygiene während der Corona-Pandemie thematisieren.
Das Struwwelpeter-Museum in Frankfurt, das seit 2019 in der neuen Altstadt zu finden ist, zieht jährlich etwa 30.000 Besucher an. Es beschäftigt Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen, was Hoffmann, der auch ein Pionier der humanen Psychiatrie war, sicherlich gefallen hätte. Dass der Struwwelpeter selbst als „Schwarze Pädagogik“ angesehen wird, ist ein kontroverses Thema; die Museumsleitung versteht aber auch, dass es Hoffmanns Anliegen war, Kinder vor Schaden zu bewahren, jetzt und in der Zukunft.
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