In der kleinen Gemeinde Burow hat sich ein bemerkenswerter Schritt in der Welt der Fleischverarbeitung vollzogen. Christian Müller, ein erfahrener Fleischermeister mit über 20 Jahren Berufserfahrung, hat sich mit seiner Hausschlachtung selbstständig gemacht. Dies geschah nicht ohne vorherige Überlegungen, denn Müller hat in einem Perleberger Schlachtbetrieb angefangen und mehrere Jahre dort gearbeitet, bevor er den Sprung in die Selbstständigkeit wagte. Neben der Hausschlachtung, die er bereits seit vier Jahren betreibt, plant Müller nun eine Expansion seines Geschäfts.
Bisher war der Service von Müller darauf ausgerichtet, Jäger und Dorfbewohner, die ihre eigenen Tiere brachten, mit Fleisch für den Eigenverbrauch zu versorgen. Eine Vielzahl von Fleischprodukten wie Schnitzel, Braten und Wurst wurde nach den Wünschen der Kunden zubereitet. Müller berichtet, dass die Qualität seiner Produkte gut ankam und sich die Nachfrage stetig steigerte.
Besonderheiten der Wildfleischverarbeitung
Die Entscheidung, nicht nur für den Eigenbedarf zu arbeiten, ist nicht ohne Grund gefallen. Müller hebt den Vorteil von Wildfleisch hervor: „Wild ist das beste Fleisch. Die Tiere leben ohne Stress, werden nie geimpft und bewegen sich viel. Das ist gesund für die Tiere und für die Menschen, die das Fleisch essen.“ Diese Philosophie steht im Zentrum seines Geschäftskonzepts, das er auch über Instagram mit Bildern und Einblicken in seine Werke vermarktet.
In der Weihnachtszeit hat Müller erstmals auf dem Markt verkauft, was zu einem noch größeren Interesse an seinen Produkten führte. Seine beliebten Spezialitäten wie Mettwürste und Leberwurst fanden schnell Anklang bei den Käufern. Die Corona-Pandemie lenkte die Geschäfte in neue Bahnen und ließ Müller Präsentkörbe als Alternativen zum direkten Verkauf in Betracht ziehen.
Herausforderungen bei der Gründung
Die endgültige Entscheidung zur Selbstständigkeit fiel nach einem Hoffest, bei dem das Interesse an seinen Produkten noch einmal gestiegen war. Zusammen mit seiner Partnerin Stefanie Puhle haben sie Anfang Oktober den Schritt gewagt. Müller besitzt nun eine EU-Schlachterlaubnis, die es ihm ermöglicht, sein geschlachtetes Vieh und Wild auch in den Verkauf zu bringen.
Neben der Fleischverarbeitung übernimmt Puhle die Verantwortung für die Buchhaltung und bürokratischen Anforderungen des Unternehmens. Dies ist mit erheblichen Aufwand verbunden, einschließlich umfangreicher Dokumentationen und Protokolle, deren Erfüllung sie täglich bis zu zwei Stunden in Anspruch nehmen kann. Diese Verwaltungsaufgaben sind in Deutschland nicht zu unterschätzen und bringen oft hohe Kosten mit sich, die letztlich auf die Kunden umgelegt werden müssen.
Verkaufsstrategien und Märkte
Ursprünglich verkaufte Müller auch in verschiedenen Filialen der „Markthalle 50“, doch aufgrund unzureichender Auszahlungen hat er diese Option aufgegeben. Aktuell können Kunden seine Produkte in einem Wurstkühlschrank bei zwei Bäckern in Karstädt und auch in seinem Hofladen in Burow erwerben, der freitags geöffnet ist. Müller lädt die Kunden ein, auch an anderen Tagen nach dem Fleisch zu fragen.
Ein Highlight wird das „weihnachtliche Hoffest“ am 14. Dezember sein, auf dem Müller und Puhle ihre Produkte präsentieren werden. Zudem planen die beiden, sich im kommenden Jahr auf der Grünen Woche in Berlin vorzustellen, was eine großartige Möglichkeit für die Vermarktung ihres Unternehmens darstellen könnte.
Um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden, planen die Müller-Paare eine Erweiterung, die unter anderem den Bau einer zusätzlichen Kühlkammer umfasst. Hier stellt sich jedoch das gleiche Problem, das viele Unternehmer in Deutschland betrifft: Die Suche nach Handwerkern gestaltet sich oft schwierig und die Materialpreise sind stark gestiegen. Trotz dieser Herausforderungen ist Müller optimistisch und bereit, in die Zukunft seines Unternehmens zu investieren.