Bodo Tümmler, ein legendärer Läufer mit beeindruckenden Titeln wie mehrfacher deutscher Meister über 1500 Meter und Olympiabronze 1968, erinnert sich lebhaft an das erste Cross-Country-Rennen vor 60 Jahren im Grunewald. „Es war unheimlich anstrengend“, berichtet er von der herausfordernden Strecke, die über tiefen Sand, gefällte Bäume und sogar durch Moor führte. Zu dieser Zeit gab es noch keine Naturschutzbehörden, was die Bedingungen besonders rau machte. Doch für Tümmler war es nicht nur die Herausforderung, die dieses Rennen unvergesslich machte. Er war der Erste, der die Ziellinie überquerte und erhielt einen Pokal in Form eines kleinen Wildschweins. Dieses Event markierte den Beginn einer Laufveranstaltung, die die Berliner Stadtgesellschaft zusammenbrachte und den Grundstein für die heutigen Marathon-Events legte.
Ein visionäres Ereignis
Die Idee für den Cross-Country-Lauf stammte von Horst Milde, der während eines Studentenaustauschs in Frankreich inspiriert wurde. „So etwas brauche es auch in Berlin, aber nicht nur für Vereinsläufer“, war sein Ziel. Am 8. November 1964 standen dann rund 700 Läufer unter dem Teufelsberg bereit, und die Veranstaltung wurde ein voller Erfolg. Im darauffolgenden Jahr stieg die Teilnehmerzahl auf 1800. Heiko Schliff, Trainer an der Freien Universität Berlin und Organisator des Rennens, betont: „Der Cross-Country-Lauf ist die Keimzelle aller anderen Läufe.“ Doch trotz seiner Bedeutung hat das Interesse an Crossläufen über die Jahre abgenommen, und die Veranstaltung hat eine bewegte Geschichte hinter sich.
Nach einem Umzug auf das Maifeld beim Olympiastadion und später in die Döberitzer Heide in Brandenburg kämpft der Cross-Country-Lauf nun darum, sein ursprüngliches Zuhause im Grunewald zurückzuerobern. Schliff hat die Anmeldegebühren niedrig gehalten, um mehr Teilnehmer zu gewinnen, und engagierte Helfer stecken viel Herzblut in die Organisation. Dennoch sieht er sich mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert, darunter Schwierigkeiten bei der Streckenwahl und mangelnde Unterstützung von Behörden. „Es werden einem nur Steine in den Weg gelegt“, klagt er. Trotz aller Hürden bleibt Schliff optimistisch, dass der Jubiläumslauf am 9. November stattfinden kann, und auch Tümmler und Milde haben ihr Kommen angekündigt. „Ich halte aber nur noch die Startpistole“, scherzt Tümmler und zeigt sich bereit für neue sportliche Herausforderungen.