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Die katholische Kirche in der Schweiz zieht Konsequenzen aus der aufgeflogenen Missbrauchsskandale und wird künftig ein strengeres Rekrutierungssystem für ihre Mitarbeiter einführen. Laut einem Bericht des Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) müssen alle zukünftigen kirchlichen Angestellten vor ihrem Dienstantritt einen umfassenden Psychotest absolvieren. Dieser Test wurde in Zusammenarbeit mit dem forensischen Psychologen Jérôme Endrass entwickelt und soll dazu dienen, problematische Persönlichkeiten frühzeitig zu identifizieren. Endrass erklärte, dass sowohl die fachlichen Qualifikationen als auch potenzielle Risikofaktoren der Bewerber analysiert werden, um Missbrauchstendenzen zu erkennen.
Der neue Test: Grundsätzliches Vorgehen
Das neue System basiert auf einer gründlichen Risikoanalyse, bei der Experten Merkmale untersuchen, die auf eine mögliche Gefährdung in der religiösen Funktion hindeuten könnten. Hierbei wird besonderes Augenmerk auf Verhaltensmuster gelegt, die Herrschafts- und Dominanzstreben zeigen, sowie auf Auffälligkeiten in der sexuellen Entwicklung und der Beziehungsführung. Die Dauer des Tests beträgt etwa einen Tag und man hofft, damit Fehlrekrutierungen zu minimieren. Das System ist jedoch nicht ohne Mängel; Endrass warnt: „Es ist kein perfektes System, aber es ist ein viel besseres System als das bisherige.”
In Reaktion auf die jüngsten Enthüllungen, die mehr als 1000 Missbrauchsfälle in der Kirche aufdeckten, wurden auch weitere Maßnahmen beschlossen. Dazu gehört die Schaffung unabhängiger Ansprechpartner für Betroffene und die Professionalisierung des Personalwesens. Wie SRF berichtet, plant die Diözese Chur, Mitte Januar detaillierte Informationen über das neue Rekrutierungssystem zu präsentieren. Der Sprecher der Zürcher Kirche, Simon Spengler, äußerte sich positiv über den Schritt, betonte jedoch, dass noch offene Fragen zur Handhabung bestehten, etwa was mit denjenigen passiert, die den Test nicht bestehen oder nach der Priesterweihe negativ auffallen.
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