In Marzahn-Hellersdorf zeigt sich ein geteiltes Bild: Zwar sind die besetzten Lehrerstellen in den Schulen deutlich gestiegen, dennoch ist der Lehrermangel in den sozial herausgeforderten Gebieten der Region nach wie vor präsent. Besonders an den Grundschulen hat sich der Anteil der besetzten Stellen von 80 auf 95,7 Prozent verbessert. Auch an den Sekundarschulen ist die Situation deutlich besser geworden, von 70 auf 91,3 Prozent. An den Gymnasien beträgt die besetzte Stellenzahl sogar 96,6 Prozent. Diese Zahlen stellte Cathrin Braun, die Leiterin der Schulaufsicht des Bezirks, am Donnerstagabend im Rathaus vor. Sie betonte, dass im Moment nur „vielleicht hundert Stellen“ unbesetzt sind, was im Vergleich zum Vorjahr einen Fortschritt darstellt.
Diese positive Entwicklung wird jedoch von einer Vielzahl an Herausforderungen begleitet. Während die Schülerzahlen weiterhin ansteigen und somit mehr Lehrer gefragt sind, wird deutlich, dass viele der besetzten Stellen von Lehrkräften eingenommen werden, die nicht ausreichend ausgebildet sind. Es berichtet sich von einem Trend, dass zahlreiche Lehramtsstudenten bereits während ihres Studiums mit dem Unterrichten beginnen, und zudem immer mehr Quereinsteiger in den Unterricht einsteigen. Diese Personen, die oft aus völlig anderen Berufsfeldern stammen, sind häufig nicht mit den notwendigen pädagogischen Kenntnissen ausgestattet. Regina Kittler, Mitglied der Linken-Fraktion in der BVV Marzahn-Hellersdorf, äußerte Bedenken, dass an vielen Schulen mittlerweile mehr Quereinsteiger als ausgebildete Lehrer unterrichten. Diese Problematik wird auch in einem Artikel der Berliner Zeitung beleuchtet.
Wichtige Unterschiede in den Schulstrukturen
Ein markantes Merkmal im Bezirk sind die hohen Armutsquoten, die insbesondere in den Städten Hellersdorf und Marzahn-Nord hervorstechen. Hier ist auch der Bedarf an zusätzlicher Förderung besonders hoch, was sich in den Einschulungsuntersuchungen niederschlägt. Cathrin Braun merkte an, dass der Lehrermangel in den problematischen Stadtteilen überdurchschnittlich ausgeprägt ist. Während Mahlsdorf eine hohe Nachfrage an Lehrkräften verzeichnet, stehen die Schulen in Hellersdorf und Marzahn-Nord im Schatten.
Die Herausforderungen vor Ort sind nicht zu übersehen. In diesen Gebieten sind viele Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache, was ernsthafte Verständigungsprobleme und notwendige Unterstützungsmaßnahmen zur Folge hat. In der Erfahrung von Lehrern zeigt sich, dass der Bedarf an besonderer Förderung in diesen Stadtteilen äußerst hoch ist, während gleichzeitig der Zugang zu qualifizierten Lehrern begrenzt bleibt. Angeleitet durch die Schulbehörden gibt es Anstrengungen, den Bedarf zu decken, aber oft wird die Stundentafel gekürzt, und Förderunterricht oft bei der Arbeit in Klassenzimmern nicht ausreichend eingeplant.
Gleichzeitig gibt es unter den Lehrern das Gefühl, dass die Wohnsituation in Marzahn-Hellersdorf sich durchaus verbessert hat. Das Image des Bezirks wandelt sich langsam, und einige Schulbehörden haben begonnen, mit Wohnungsbaugesellschaften zu kooperieren, um Lehrkräften eine Wohnung anzubieten, was das Finden von neuen Lehrern erleichtert. Der Bezirk hat zwar nicht das aufregendste Nachtleben zu bieten, bietet jedoch ein lebenswertes Umfeld mit ruhigen Nachbarschaften und erschwinglichen Wohnungen.
Insgesamt zeigt sich in Marzahn-Hellersdorf ein langsamer, aber stetiger Fortschritt im Kampf gegen den Lehrermangel. Während einige Schulen in der Region nach wie vor mit enormen Herausforderungen kämpfen, gibt es auch Lichtblicke, die Hoffnung auf eine positive Entwicklung geben. Die Anwerbung von Lehrkräften und die Schaffung geeigneter Bedingungen vor Ort wird auch in der Zukunft eine entscheidende Rolle spielen.