Im FHXB-Museum in Berlin wird eine faszinierende Sammlung präsentiert, die die Geschichte des Stadtteils Kreuzberg zwischen 1900 und 1945 dokumentiert. Diese Sammlung besteht aus über 5600 historischen Postkarten, die aus dem Nachlass des leidenschaftlichen Sammlers Peter Plewka stammen. Der verstorbene Plewka, der im Jahr 2022 im Alter von 84 Jahren starb, war nicht nur ein Revisor bei der AOK, sondern auch ein unermüdlicher Chronist seines geliebten Stadtteils.
Seine Schwester Irene Köhne erzählt von seinem Leben und seinen Leidenschaften. Peter Plewka war ein Mann, der seine Umgebung aufmerksam beobachtete. Bereits in den 60er Jahren begann er mit seiner Kamera, die Veränderungen in Kreuzberg festzuhalten. Die Fotos dokumentieren nicht nur Gebäude, sondern auch den Wandel des Stadtteils, der ihm so wichtig war. "Er wollte die Häuser und Geschäfte konservieren, die drohten zu verschwinden", erklärt Köhne.
Eine Reise durch Kreuzbergs Vergangenheit
Die Sammlung von Peter Plewka ist ein wichtiger Teil der Kreuzberger Geschichte. Er war kein einfacher Sammler; er war ein Dokumentarist des Alltags in seinem Viertel. Von kleinen Betrieben in der Reichenberger Straße bis hin zu den ehemaligen Bechstein-Höfen, wo über ein Jahrhundert lang berühmte Konzertflügel hergestellt wurden, hielt er all das in Bildern und Postkarten fest. Diese Dokumentation ist besonders wertvoll, weil viele dieser Plätze heute nicht mehr existieren.
Peters Passion für das Sammeln führte ihn regelmäßig in Antiquariate und auf Flohmärkte. Seine akribischen Aufzeichnungen über Bücher und Postkarten machen ihn zu einem wahren Archivaren. Seine Sammlung ist nicht nur eine persönliche Hinterlassenschaft, sondern auch eine Kulturhistorie, die nun im Museum Friedrichshain-Kreuzberg zur Verfügung steht. Dort wurde die Sammlung digitalisiert und ist auf der Website „Aus der Zeit. Eine Kreuzberger Postkartensammlung“ einsehbar.
Irene Köhne nahm sich der Verantwortung an, das Erbe ihres Bruders zu bewahren. Der Großteil seiner Sammlung, einschließlich Fotografien und Postkarten, ist nun im FHXB-Museum ausgestellt, wo die Öffentlichkeit diese wertvollen Zeitzeugnisse bewundern kann. Irene hofft, dass ihr Bruder von seinem Platz über den Wolken zusieht und sich über die Anerkennung freut, die seine Sammlung jetzt erfährt.
Peters Lebensgeschichte und ihre Herausforderungen
Die Lebensgeschichte von Peter Plewka ist nicht nur die eines Sammlers, sondern auch die eines Überlebenden. Seine Kindheit war geprägt von den Herausforderungen des Zweiten Weltkriegs. Mehrfach floh er mit seiner Mutter und seiner Schwester, nachdem sein Vater in den Krieg gezogen war. Tragischerweise starb seine Schwester bei einem Unfall; diese Erlebnisse hinterließen bleibende Spuren in Peters Leben.
Obwohl Peter als Einzelgänger lebte und in seiner Kreuzberger Wohnung zurückgezogen blieb, war er tief mit seinen Wurzeln verbunden. Seine Schwester schildert, dass er nie wirklich Abschied von der Familie nehmen konnte, da er nach dem frühen Tod des Vaters die Rolle des „Haushaltsvorstands“ übernahm. Die Verantwortung wuchs, und trotz seiner geleisteten Arbeit bei der AOK blieb er auch in der Freizeit ein eifriger Sammler.
Die aktuelle Ausstellung "Aus der Zeit" im FHXB-Museum bietet nicht nur einen Einblick in Peters beeindruckende Sammlung, sondern auch in seine Persönlichkeit. Sie ist bis zum 11. Mai 2025 von Dienstag bis Sonntag zu besichtigen. Die Zeiten sind von Dienstag bis Donnerstag von 12 bis 18 Uhr, Freitag bis Sonntag von 10 bis 20 Uhr und montags geschlossen. Das Museum befindet sich in der Adalbertstraße 95A, 10999 Berlin-Kreuzberg.
Die Verbindung zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart wird in diesem Museum auf lebendige Weise erlebbar, und die Sammlung von Peter Plewka ist ein wertvolles Erbe, das die einzigartigen Geschichten und das kulturelle Gedächtnis Kreuzbergs bewahrt.
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