Im Herzen von Berlin, ganz konkret im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, thront das Katzencafé Catnip Coffee. Hier, wo der Duft von frischem Kaffee und das mürrische Schnurren von Mister Snuggles vereint werden, können Besucher entspannen und eine tierische Gesellschaft genießen. „Der kleine Mister Snuggles, mein Liebling, ist mir sofort auf den Schoß gesprungen“, erwähnt Richard Gottlob, einer der Gründer des Cafés, der gemeinsam mit seinem Co-Inhaber Patrick Frauenheim das Konzept vor fast einem Jahr ins Leben gerufen hat.
In diesem besonderen Café schwirren nicht nur die Gedanken über Kaffee und Kuchen, sondern auch die vier Katzen – Mister Snuggles, Simba, Furby und Prinzessin Junko – umher. Diese Tiere stammen aus einem Tierheim und wurden nicht nur nach ihrem niedlichen Aussehen ausgesucht, sondern auch nach ihrem Charakter. „Wir wollen, dass die Katzen sich hier wohlfühlen“, erklärt Gottlob und hebt hervor, dass auch Rückzugsmöglichkeiten für die Tiere vorgesehen sind, falls es ihnen zu viel wird.
Kritisches Echo der Tierschützer
Der Trend der Katzencafés findet zwar zunehmend Anklang, doch Experten äußern Bedenken. Der Deutsche Tierschutzbund und die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz erfahren immer wieder von Katzen, die in solchen Cafés unter Druck stehen. „Katzen reagieren empfindlich auf Veränderungen“, sagt Nadia Wattad, Pressesprecherin des Tierschutzbundes. Die häufigen Besucher und die damit einhergehenden intensiven Gerüche und Geräusche könnten den Tieren großen Stress bereiten.
Sandra Giltner von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz ist ebenfalls skeptisch, auch wenn sie den Ansätzen hinter Cafés wie Catnip Coffee Respekt zollt. „Für die Tiere kann das eine erhebliche Belastung darstellen“, so Giltner, die darauf verweist, dass Stresssymptome bei Katzen oft schwer zu erkennen sind. Tierschützer plädieren für eine sehr hohe Fachkenntnis bei der Auswahl der Tiere, um sicherzustellen, dass deren Bedürfnisse an erster Stelle stehen.
In Catnip Coffee wird sorgfältig darauf geachtet, dass es den Katzen an nichts mangelt. Die beiden Betreiber haben nicht nur eine enge Zusammenarbeit mit dem Tierheim eingeführt, sondern auch einen Kurs für den verantwortungsvollen Umgang mit Katzen absolviert und das Veterinäramt involviert.
Regeln für den respektvollen Umgang
Besucher müssen sich an klare Hausregeln halten: Keine Festhalten, kein Hochheben, kein Lärm und vor allem keine Fütterung mit Kuchen. „Wir müssen am Anfang hart durchgreifen, um den Tieren den Stress zu ersparen“, betont Gottlob. Kunden, die sich nicht an die Regeln halten, werden ermahnt und bei Missachtung wieder zum Ausgang geleitet.
Ob Katzencafés insgesamt sinnvoll sind oder nicht, bleibt eine Diskussion unter Tierschützern. „Man kann nicht jedes Café über einen Kamm scheren“, erklärt Wattad und weist darauf hin, dass die Charaktere der Katzen stark variieren. Manche Katzen könnten das rege Treiben geradezu genießen, während andere eher unter dem Druck leiden würden. Letztlich hänge es von der Einrichtung und dem Konzept ab.
Ein weiterer Trend, der in der Tierschutzdebatte kritisch betrachtet wird, ist das sogenannte Welpenyoga. Laut Giltner müsse diesem Freizeitvergnügen, bei dem meist noch nicht geimpfte Welpen verwendet werden, mit großer Skepsis begegnet werden. „Die kleinen Hunde sind häufig überfordert, wenn sie mit vielen Fremden in Kontakt kommen sollen“, erklärt sie.
Im Gegensatz dazu wird Tierschutz bei Wanderungen mit Alpakas positiver bewertet, solange die Tiere artgerecht behandelt werden. „Wichtig ist, dass die Tiere nicht von ihrer Herde getrennt werden“, so Giltner. Trotz des positiven Aspekts, dass Tierliebhaber eine Verbindung zur Natur herstellen können, bleibt stets die Frage offen, wie man das Wohl der Tiere in diesem Zusammenhang sicherstellen kann.
Für die Betreiber des Catnip Coffee ist es klar: Sie wollen ein Wohnzimmer für Katzen schaffen. „Wir sind hier zu Besuch, nicht sie“, beschreibt Gottlob ihre Philosophie. Die Möglichkeit, mit Tieren in Kontakt zu treten, sollte immer in einem respektvollen Rahmen stattfinden, der das Wohl der Tiere in den Mittelpunkt stellt und gleichzeitig Menschen die Freude an der Interaktion mit Tieren ermöglicht. Ein Balanceakt, der durchaus herausfordernd sein kann.
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