In Berlin brodelt es! Anwohner in Kreuzberg setzen ein starkes Zeichen gegen die geplante Verlängerung der Straßenbahnlinie M10, die von der Warschauer Straße bis zum Hermannplatz führen soll. Auf Zetteln, die an Bäumen in der Falckensteinstraße kleben, ist zu lesen: „Wenn die Tram kommt, muss ich leider gehen.“ Der Wrangelkiezrat erhebt vehementen Protest gegen das Projekt, das nicht nur die Bäume bedroht, sondern auch den Charakter des Kiezes gefährdet. Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) sieht sich mit einem wütenden Widerstand konfrontiert, während der Fahrgastverband IGEB die Anwohner kritisiert und „null Verständnis“ für deren Einwände zeigt.
Die geplante Tramstrecke könnte massive Folgen haben. Laut Kiezrat müssten drei Viertel der Bäume fallen, und die Verkehrsberuhigung wäre in Gefahr. „Die Tram wird schnell durchfahren müssen, um den Fünf-Minuten-Takt zu halten“, warnen die Anwohner. Die ersten Fahrten sind zwar erst für 2031 geplant, doch der Unmut ist bereits jetzt spürbar. Währenddessen formiert sich auch in Zehlendorf Widerstand gegen die Verlängerung der U-Bahn-Linie U3. Anwohner Hartmut Augustin bezeichnet das Projekt als „unterirdisches Luftschloss“ und stellt in Frage, ob es überhaupt einen Bedarf für die U-Bahn-Verbindung gibt.
Konflikte um Verkehrsprojekte
Die Anwohner am Ostkreuz, einem der wichtigsten Bahnhöfe Deutschlands, haben ebenfalls ihre Bedenken. Sie drohen mit rechtlichen Schritten, sobald der Planfeststellungsbeschluss für die Straßenbahn in der Sonntagstraße vorliegt. Die Bürgerinitiative, unterstützt von einem Rechtsanwalt, befürchtet, dass sich der Charakter des Viertels durch die Tramlinie verändern könnte. „Tag und Nacht wird es Zugfahrten geben“, warnen sie. Die BVG und der Senat stehen unter Druck, da die Konflikte zunehmen. Bonde betont, dass Anwohnerproteste nicht den Ausbau des Verkehrsnetzes aufhalten dürfen, während Fahrgastverbands-Sprecher Jens Wieseke die Proteste als „dumm“ bezeichnet und auf die weitreichenden Vorteile der Projekte hinweist.
Die hitzige Debatte um den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs in Berlin zeigt, wie tief die Gräben zwischen Anwohnerinteressen und dem Gemeinwohl verlaufen. Während die einen um ihre Bäume und den Frieden im Kiez kämpfen, sehen andere die Notwendigkeit eines modernen und leistungsfähigen Verkehrsnetzes. Der Druck auf die Planer wächst, und die kommenden Monate könnten entscheidend für die Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs in der Hauptstadt sein.
Details zur Meldung