Traunstein (dpa) – Ein dramatischer Fall beschäftigt seit kurzem das Landgericht Traunstein: Ein 25-jähriger Syrer, der zuletzt in Österreich lebte, sieht sich dem Vorwurf des siebenfachen Mordes gegenüber. Die Anklage bezieht sich auf einen tragischen Vorfall, der sich im Oktober vergangenen Jahres ereignete, als der Beschuldigte mit 22 Migranten in einem Kleinbus von Österreich nach Bayern unterwegs war. Die Fahrt endete in einer Katastrophe, als der Fahrer bei einer Verfolgungsfahrt vor der Polizei mit 150 km/h gegen die Leitplanken prallte, woraufhin das Fahrzeug umkippte und sieben Menschen, darunter ein sechsjähriges Kind, das Leben kostete.
Die Anklage umfasst zudem drei weitere Fahrten, bei denen der Angeklagte insgesamt 46 Personen unter extrem gefährlichen Bedingungen nach Bayern transportiert haben soll. Laut den Ermittlungen wurde der Fahrer an dem schicksalhaften Abend von drei sogenannten Scouts begleitet, die ihn durch die Fahrt lotsen sollten. Es scheint, dass diese als Verstärkung fungierten, um die Schleusung zu sichern.
Verfolgungsfahrt und tragische Folgen
Die Sache nahm eine dramatische Wendung, als zivile Polizeibeamte das Fahrzeug entdeckten. Der Fahrer soll daraufhin das Tempo auf bis zu 180 km/h erhöht haben. Diese halsbrecherische Geschwindigkeit endete schließlich an der Autobahnausfahrt Waldkraiburg/Ampfing, wo der tödliche Unfall passierte. Während der Unfall sieben Insassen das Leben kostete, erlitt ein weiterer Passagier schwerste Verletzungen, die für ihn langfristige Folgen haben werden: Er leidet nun an bleibenden Hirnschäden, die ihm jegliche Form der Kommunikation und Fortbewegung verunmöglichen. Er befindet sich in intensivmedizinischer Behandlung und ist nicht ansprechbar.
Der Angeklagte, der sich bei dem Vorfall nur einen Armbruch sowie Prellungen zuzog, wurde sicher im Fahrzeug durch einen Sicherheitsgurt gehalten, was ihm das Schicksal seiner Passagiere ersparte. Wie viel der Mann für die riskante Schleusung erhalten hat, ist bis jetzt nicht klar. Zuvor war er im Visier der Polizei, da diese ihm im Zuge der Besorgnis über die Gefahren des Menschenschmuggels, insbesondere unter derartigen Bedingungen, nachstellte.
In zwei Wochen wird ein gesonderter Prozess gegen die drei Begleitscouts stattfinden. Ihnen wird ebenfalls das Einschleusen mit Todesfolge vorgeworfen. Diese Folgeerscheinungen der Reise aus Österreich machen deutlich, wie prekär die Situation in der Schleuserkriminalität ist und wie sehr das Leben der Migranten aufs Spiel gesetzt wird. Die Tragik dieses Vorfalls ist nicht nur auf die zahlenden Passagiere beschränkt, sondern betrifft auch die rechtlichen Folgen für die Täter.
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