In Mittelfranken wurde ein bemerkenswerter Schritt in der Welt des Fußballs getan: Pierre Kaiser ist der erste beinamputierte Fußballer, der im regulären Spielbetrieb in Bayern spielt. Dieser außergewöhnliche Sportler hat seinen Weg zurück auf den Platz gefunden, nach einem schweren Schicksalsschlag, der seine Welt veränderte.
2007, nach einem tragischen Unfall mit einem Zug, musste Pierre Kaiser sein rechtes Bein amputieren lassen. Nichtsdestotrotz ließ er sich nicht unterkriegen. „Es war mir von Anfang an klar, dass ich mein Leben in vollen Zügen genießen und mich nicht aufgeben will“, so Kaiser. Er fand schnell Wege, mit seiner neuen Situation umzugehen, und entdeckte, dass er trotz der Amputation aktiv sein kann, zum Beispiel beim Fahrradfahren. Diese Erlebnisse gaben ihm den Mut, den Herausforderungen des Lebens mit einer positiven Einstellung zu begegnen.
Ein neuer Weg zum Fußball
Während seiner Rehabilitation hörte Pierre Kaiser von Amputiertenfußball, einem speziellen Fußballformat für Menschen mit Amputationen. Obwohl er zuvor nie Fußball gespielt hatte, war sein Interesse geweckt. Nach einer Teilnahme an einem Lehrgang für Amputiertenfußball war der 35-Jährige sofort begeistert. Er wurde schnell Teil der Mannschaft „Anpfiff Hoffenheim“ und sogar Mitglied der deutschen Amputierten-Nationalmannschaft.
Eine wichtige Wendung kam, als Kaiser Ralf Stellfeld, den ersten Amputiertenfußballer Deutschlands, der für den regulären Spielbetrieb zugelassen wurde, kennenlernte. Dieser Austausch motivierte Kaiser, seine eigene Anfrage beim Bezirksvorsitzenden des Bayerischen Fußball Verbands, Uwe Mauckner, zu stellen. „Ich dachte mir, mehr als ein Nein kann ich nicht bekommen“, erzählte Kaiser. Seine Entschlossenheit zahlte sich aus: Mauckner war sofort bereit, den Weg für Kaiser zu ebnen, um an regulären Spielen teilnehmen zu können.
Mauckner beschreibt Kaiser als Vorbild: „Pierre ist mit seiner Lebensfreude und seinem Enthusiasmus ein echter Mutmacher für Menschen in ähnlichen Lebenssituationen.“ Dies verdeutlicht den positiven Einfluss, den Kaiser auf seine Umgebung hat.
Ein Platz im Team
Seit 2022 trainierte Kaiser bei der Reserve der SG Dormitz Brand. Sein Nachbar hatte ihn ermutigt, einmal vorbeizuschauen. „Die herzliche Aufnahme der Spieler hat mich sofort überzeugt, ich blieb einfach. Ich fühlte mich nie wie ein Spieler mit Handicap“, berichtet er. Diese Integration in das Team gab ihm das Gefühl von Zugehörigkeit und Gemeinschaft.
Das lange Warten auf seinen ersten Einsatz fand am vergangenen Wochenende ein Ende: Kaiser stand bei der A-Klassen-Partie der SG Dormitz Brand II gegen die Reserve des TSV Behringersdorf auf dem Platz. Gemeinsam feierten sie einen 2:1-Sieg, und für Kaiser erfüllte sich mit diesem Spiel ein großer Traum, während er bereits an weiteren Zielen arbeitet: der Deutschen Meisterschaft mit Anpfiff Hoffenheim und der Einrichtung eines eigenen Amputierten-Fußballangebots in Nürnberg.
Kaisers bemerkenswerte Reise zeigt, dass mit Entschlossenheit und Unterstützung selbst die größten Herausforderungen überwunden werden können. Weitere Details zu dieser inspirierenden Geschichte finden sich bei www.nordbayern.de.