Die bevorstehende Reform der Grundsteuer wird ab dem 1. Januar 2025 zum Thema für viele deutsche Immobilienbesitzer. Nach langem Warten beschloss die Bundesregierung, das bestehende System zu reformieren, als eine Reaktion auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2018, das das alte Bewertungsverfahren als verfassungswidrig erklärte. Nun bleibt vielen Hausbesitzern die Frage, wie viel sie tatsächlich zahlen müssen.
In Berlin tappen viele Hausbesitzer noch im Dunkeln, da die für die Berechnung notwendigen Hebesätze in den meisten Fällen noch nicht versendet wurden. Ein Sprecher des zuständigen Finanzministeriums erklärte, dass die Kommunen voraussichtlich ab Herbst 2024 die neuen Hebesätze festlegen werden. „Wir empfehlen, auf den neuen Grundsteuerbescheid Ihrer Kommune zu warten“, so die Empfehlung. In einigen Bundesländern, wie Hessen und Nordrhein-Westfalen, werden die diesen Bescheid erst im neuen Jahr zusenden, was bei vielen Eigentümern für Unruhe sorgt.
Die Auswirkungen auf Immobilienbesitzer
Der Eigentümerverband Haus & Grund äußerte deutliche Bedenken hinsichtlich der Reform. Verbandspräsident Karl Warnecke kritisierte, dass „rund 90 Prozent der Haushalte“ noch nicht wissen, mit welchen Steuern sie im kommenden Jahr rechnen müssen. Laut Warnecke sei dies „absurd und echtes Staatsversagen“, insbesondere da der Staat über sechs Jahre Zeit für die Reform hatte. Viele Hauseigentümer in Deutschland stehen somit vor der Unsicherheit, dass ihre Kosten steigen könnten, und Warnecke warnte: „Es ist zu erwarten, dass Millionen Haushalte mit deutlich höheren Kosten rechnen müssen.“ Erste Schätzungen schließen sogar eine Zusatzbelastung von über 1000 Euro pro Jahr ein.
Die kommunalen Hebesätze, die den Prozentsatz zur endgültigen Berechnung der Grundsteuer bestimmen, fallen sehr unterschiedlich aus. Einige Beispiele machen die Dimensionen deutlich: Eigentümer eines Einfamilienhauses in Berlin-Karlshorst zahlen künftig 784,30 Euro statt der aktuell 242,24 Euro. In Bremen wird für ein Einfamilienhaus der Betrag von 154,55 Euro auf 765,86 Euro ansteigen. Besonders drastisch fällt die Erhöhung bei einem Mehrfamilienhaus in der Berliner Innenstadt aus: Hier verdoppeln sich die Kosten von 1652,44 Euro auf 3195,06 Euro.
Extreme Fälle und das Thema Akzeptanz
Besondere Aufmerksamkeit erhielt ein Fall eines Rentnerehepaars aus Stuttgart, das statt 195 Euro nun stolze 2.875 Euro Grundsteuer zahlen soll. „Das ist mehr als das 14-Fache. Das grenzt an Enteignung“, äußerte sich der betroffene Rentner und spiegelt damit die Emotionen vieler, die sich durch die Reform wirtschaftlich unter Druck gesetzt fühlen. Auch eine Obstwiese auf der Rügener Halbinsel Mönchgut kämpft mit einer Erhöhung von einem Euro pro Quadratmeter auf 220 Euro pro Quadratmeter. Diese enormen Anhebungen könnten der Akzeptanz der gesamten Reform schaden, warnten Experten.
Die Finanzämter stehen vor der Herausforderung, die Grundsteuer für circa 36 Millionen Immobilien neu zu berechnen. Die Reform hat das Potenzial, weitreichende finanzielle Auswirkungen auf die Eigentümer zu haben, doch viele Fragen bleiben ungeklärt. Ab 2025 wird die Grundsteuer in der Regel vierteljährlich fällig, wobei die Stichtage der 15. Februar, der 15. Mai, der 15. August und der 15. November sind. In größeren Städten wie München besteht zudem die Möglichkeit, die Jahreszahlung auf einmal zu leisten, sofern ein entsprechender Antrag bis zum 30. September eingereicht wird.
Die Ungewissheit und die drohenden finanziellen Burden stellen sowohl für Immobilienbesitzer als auch für die Kommunen eine Herausforderung dar. Ab sofort ist es entscheidend für die Eigentümer, sich umfassend über die kommende Reform zu informieren, um keine unangenehmen Überraschungen zu erleben.