München – Walter Brenneisen ist ein leidenschaftlicher Musiker. Mit 64 Jahren bringt er sein geliebtes Keyboard in einen kleinen Raum, ein treuer Begleiter in seinen musikalischen Ausflügen. Doch das Leben hat es nicht immer gut mit ihm gemeint; der Musiker hat seine Wohnung in Starnberg durch ein Feuer verloren und lebt zurzeit wohnungslos. Trotz seiner schwierigen Situation kann er sich dank des Vereins Schneekönige etwas gönnen, was ihm viel bedeutet: Musik.
Brenneisen ist nicht allein mit seinen bescheidenen Wünschen. Der Verein Schneekönige hat es sich zur Aufgabe gemacht, Herzenswünsche für wohnungslose Menschen zu erfüllen. „Wir erhalten jährlich ungefähr 200 bis 250 Anfragen. Die meisten sind sehr einfache Wünsche“, erläutert Cornelia Pagel, eine der Gründerinnen des Vereins. Von Eintrittskarten für den Tierpark oder ein Schwimmbad, bis hin zu dringend benötigten Laptops – die Bandbreite ist groß. Gerade in Zeiten des Internets ist ein Laptop für viele, die auf Arbeitssuche sind, unerlässlich, um nicht den Anschluss zu verlieren.
Wünsche von Kindern
Der Fokus der Wünsche beschränkt sich jedoch nicht nur auf Erwachsene. Auch Kinder aus wohnungslosen Familien kommen nicht zu kurz. Sie träumen oft von einem neuen Schulranzen oder einer Reitstunde, um ein Stück Normalität und Zugehörigkeit zu erleben. So wurde einem Mädchen, das von einer Reitstunde träumte, dieser Wunsch erfüllt. Pagel betont, dass diese Wünsche von einem Kind oft einem ganz anderen Stellenwert haben, da sie einen großen emotionalen Einfluss auf die Entwicklung im sozialen Umfeld haben.
Der Verein hat über die Jahre partnerschaftliche Beziehungen zu verschiedenen Einrichtungen aufgebaut, die im Bereich der Obdachlosenhilfe tätig sind. Dazu gehören unter anderem das Frauenobdach Karla 51 und der Katholische Männerfürsorgeverein (kmfv), die beide einen direkten Zugang zu den Betroffenen haben und somit die Wünsche effizient weiterleiten können.
Brenneisen selbst kann seine Liebe zur Musik nun auch mit anderen Bewohnern seines Heims teilen, was für alle Beteiligten eine erhebliche Bereicherung darstellt. „Wenn es mir nicht gut geht, setze ich mich ans Klavier. Es hilft mir, die schweren Zeiten besser zu überstehen“, erklärt er.
Ein weiteres Schicksal, das die Herausforderungen der Wohnungslosigkeit verdeutlicht, ist das von Daniel Gruber. Der 59-Jährige hat 17 Jahre lang in einem Bauunternehmen gearbeitet, musste aber aufgrund von Problemen mit dem Gesetz und einem Aufenthalt im Gefängnis seinen Lebensunterhalt aufgeben. Für ihn ist die Unterstützung der Schneekönige eine Lebenshilfe: Ein neues Fahrrad, das er erhielt, ermöglicht ihm mehr Freiheit. „Ich kann jetzt dorthin fahren, wo ich will, nicht nur dort, wo die U-Bahn hinfährt“, sagt Gruber lächelnd.
Hinter den meisten Geschichten von Wohnungslosen stehen einschneidende Lebensereignisse, sei es der Verlust des Arbeitsplatzes oder persönliche Schicksalsschläge, die Menschen oft in die Obdachlosigkeit treiben. „Oftmals können Menschen keine Wünsche äußern, weil diese für sie weit entfernt erscheinen“, berichtet Pagel. Damit die Bedürftigsten angesprochen werden, geht der Verein auch aktiv auf diese Menschen zu und fragt nach ihren Wünschen, wobei sie sich bemühen, Barrieren zu überwinden und die Betroffenen nicht weiter zu isolieren.
Der Dank und die Freude der Menschen, deren Wünsche erfüllt werden, sind für die Helfer des Vereins eine wertvolle Bestätigung ihrer Arbeit. „Es tut gut, ab und an das Licht in den festgefahrenen Lebensumständen der Menschen zu sehen“, meinen Pagel und Hiesinger einvernehmlich. Der Verein Schneekönige, der maßgeblich auf Spenden angewiesen ist, sucht laufend nach weiteren Unterstützern, um noch mehr Herzenswünsche erfüllen zu können. Weitere Informationen finden sich auf ihrer Website schneekoenige-verein.org, die auch zur Öffentlichkeit hin ein Bewusstsein für die Situation von wohnungslosen Menschen schafft.