Am alten Sportplatz wurde kürzlich ein festlicher Erntedank unter freiem Himmel gefeiert. Über 100 Menschen folgten der Einladung von Pfarrer Tilmann Schneider zu einem ökumenischen Gottesdienst, der von den Werntalbauern aufwendig vorbereitet wurde. Statt eines traditionellen Altars diente ein Lkw-Anhänger, dekoriert mit fröhlichen Kürbissen, Weinlaub und bunten Blumen, als zentraler Punkt der Zeremonie. Im Hintergrund reihten sich 18 Traktoren sowie zwei Unimogs und ein Einachsschlepper aneinander, einige von ihnen waren ebenfalls festlich geschmückt, wobei einige Teilnehmer sogar während des Gottesdienstes von ihren Maschinen aus zuschauten.
Pfarrer Schneider begann seine Rede mit einer Auslegung aus dem Matthäus-Evangelium, in der er auf das Beispiel der Vögel hinwies, die ohne zu säen oder zu ernten dennoch genährt werden. „Sei Jesus da nicht grenzenlos naiv gewesen?“, fragte er rhetorisch, um dann zu verdeutlichen, dass der Glaube gerade in schwierigen Zeiten eine wichtige Stütze sei. Viele Anwesende stimmten dieser Botschaft zu und gaben ihrer Dankbarkeit für die gesunde Ernte Ausdruck.
Bedeutung der Ernte und aktuelle Herausforderungen
Der besinnliche Gottesdienst war auch eine Gelegenheit für die Landwirte, auf die Herausforderungen des Jahres zurückblicken. Stefan Höfling, ein Nebenerwerbslandwirt aus Stetten, betonte: „Für mich gehört es zur fränkischen Kultur, dem Herrn für die Ernte zu danken.“ Auch wenn die Rolle des Wetters, insbesondere von Starkwetterereignissen, nicht zu unterschätzen sei, erlebte er eine gute Ernte. Daniel Lambrecht, Ackerbauer aus Obersfeld, bestätigte diese Sichtweise und erklärte: „Es ist der Dank für unsere Arbeit, die auch dank Gottes Segen gelungen ist.“ Die Landwirte seien bestrebt, die Bevölkerung zu ernähren, was in diesem Jahr trotzdem gelungen sei – trotz der Herausforderungen, die der Frühling mit sich brachte.
Allerdings blieben viele Landwirte mit den Ergebnissen ihrer Proteste unzufrieden. Höfling beobachtete, dass die politische Resonanz auf ihre Anliegen zu wünschen übrig lässt. „Wir sind ins Gespräch gekommen, an unserer Situation hat sich aber wenig geändert“, erläuterte Lambrecht und gab einen Einblick in die Frustration, die viele Landwirte empfinden. Der Zuspruch der Bevölkerung beim Schlepper-Corso erfreut sie jedoch, auch wenn dieser nicht die grundlegenden Probleme löst. „Es ist schön zu sehen, dass bei 80 Prozent der Zuschauer Applaus kam. Wir sind nicht in die rechte Ecke gestellt worden“, fügte Hanskarl VIII. Freiherr von Thüngen hinzu.
Eine besondere Sorgenquelle ist die aktuelle Einstufung des Werntals als rotes Gebiet. Dies geschieht aufgrund von erhöhten Nitratwerten, die in Wasserproben eines Brunnens festgestellt wurden – einer Quelle, die etwas abseits liegt und nicht gedüngt wird. Diese Einstufung führt zu neuen, strengeren Auflagen, die die Düngung noch weiter reduzieren. Die Landwirte fühlen sich dadurch im Rahmen des seit 25 Jahren bestehenden Werntalprojekts unfair behandelt. „Diese neuen Regelungen stellen eine Wettbewerbsverzerrung dar, denn sie lassen keinen Qualitätsweizen mehr produzieren“, kritisierte Thüngen. Die Frustration über die politische Entscheidung ist spürbar, da die Landwirte sich um eine zukunftsfähige Landwirtschaft und die Erhaltung ihrer Existenzen sorgen.