Karl Anderlohr, eine prägende Persönlichkeit der Stadt Lohr und ein angesehener Chronist der Region, ist im Alter von 81 Jahren verstorben. Der gebürtige Lohrer wurde während des Zweiten Weltkriegs geboren und wuchs als ältestes Kind des Wagnermeisters Michael Anderlohr und seiner Frau Rosa auf. Aufgrund des frühen Todes seines Vaters im Jahr 1958 brach Anderlohr seine Schulausbildung ab, um seiner Familie finanziell zu helfen. Nach einer Ausbildung zum Verlagskaufmann in Aschaffenburg bei Pattloch fand er seinen Platz in der Welt der Medien.
Seine journalistische Laufbahn begann 1964 bei der Druckerei und dem Verlag Carl Keller. Gewichtige Schritte in seiner Karriere folgten schnell: 1969 wurde er freier Mitarbeiter bei der Lohrer Zeitung und der Main-Post. Von 1970 bis 1972 volontierte er bei der Main-Post und übernahm anschließend die Rolle des Redakteurs in mehreren Städten im neuen Main-Spessart-Kreis. Eine seiner bemerkenswertesten Positionen war die des Alleinredakteurs der Lohrer Zeitung ab 1976, ein herausfordernder Job, der eine hohe Einsatzbereitschaft erforderte.
Ein Leben im Dienst der Heimatgeschichte
Nach der Übernahme der Lohrer Zeitung durch die Main-Post im Jahr 1993 setzte er seine Karriere dort bis zu seinem Ruhestand 2005 fort. In seinen Rückblicken bemerkte er den technischen und inhaltlichen Wandel im Journalismus, der seinen Anfang in einem Abenteuergeist nahm. In den 60er- und 70er-Jahren wurden Nachrichten noch mit Eilboten und Bussen nach Würzburg transportiert, was heute kaum mehr vorstellbar ist.
Sein Engagement ging über den Journalismus hinaus. Karl Anderlohr war 20 Jahre lang im Lohrer Geschichts- und Museumsverein aktiv und prägte diesen entscheidend mit. Auch wenn der Verein ihm keinen offiziellen Ehrenvorsitz verlieh, wurde er als „Ehrenmitglied im Sinne eines Ehrenvorsitzenden“ anerkannt. Andrélohrs Engagement für die Heimatgeschichte zeigte sich auch in seinen Arbeiten, darunter eine detaillierte Beschreibung der Lohrer Karfreitagsprozession. Ein weiteres angestrebtes Projekt über Stilblüten, die ihm während seiner Arbeit begegnet waren, blieb ihm aufgrund anderer Verpflichtungen verborgen.
Zusätzlich interessierte sich der Verstorbene für das alte Ägypten und die Ostkirchen, wo er sich ein umfangreiches Wissen aneignete. Sein Lebensweg war nicht ohne Hürden; er hatte sich nach zwei schweren Unfällen, einem während eines Urlaubs in Ägypten und einem weiteren, als er von einem Auto angefahren wurde, wieder aufgerappelt.
Engagement in der Kirche und sein Humor
Im katholischen Glauben verwurzelt, war er viele Jahre im Pfarrgemeinderat St. Michael aktiv und erfüllte die Rollen eines Lektors und Kommunionhelfers. Darüber hinaus war er über die Jahre in der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg engagiert. Karl Anderlohr besaß einen ausgeprägten Sinn für Humor. An seinem 80. Geburtstag äußerte er mit trockenem Witz, dass er sich wahrscheinlich „mit 80 nicht anders als mit 79 fühlen werde“.
Die Nachricht seines Todes hinterlässt eine große Lücke in der Gemeinschaft. Wolfgang Vorwerk, der Vorsitzende des Geschichts- und Museumsvereins, würdigte ihn in einem Kondolenzschreiben als „Chronist für Lohr und Umgebung wie kein anderer“. Auch für die Mitglieder des Vereins war er nicht nur ein wertvoller Kollege, sondern auch ein wahrer Freund, dessen Verlust schmerzlich empfunden wird.
Das Requiem für den Verstorbenen findet am Donnerstag, den 24. Oktober, um 14 Uhr in der Stadtpfarrkirche St. Michael statt, gefolgt von der Beisetzung auf dem Lohrer Friedhof. Der Tod von Karl Anderlohr kommt nicht nur für seine Freunde und Bekannten überraschend, sondern auch für all jene, die seine Beiträge zur Lokalgeschichte geschätzt haben. Er wird als ein Mann in Erinnerung bleiben, der unermüdlich für die Heimatgeschichte Lohrs und Umgebung gearbeitet hat.
Für weitere Informationen zu diesem Thema, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.main-echo.de.