Landsberg am LechWetter und Natur

Protest in Reichling: Anwohner wehren sich gegen Gasbohrungen vor der Tür

In der kleinen Gemeinde Reichling, unweit von Landsberg am Lech, brodelt es. Hier sollen rund 400 Millionen Kubikmeter Erdgas in der Tiefe lagern, doch die Pläne der Firma Genexco, das Vorkommen durch eine Probebohrung zu erkunden, stoßen auf heftigen Widerstand. Anwohner sind besorgt, dass ein Bohrturm die malerische Landschaft verunstaltet und Risiken für ihr Trinkwasser sowie die Natur birgt. Ein kanadischer Konzern steht hinter diesem Vorhaben, welches das Bergamt Süd kürzlich genehmigt hat. Während die kritischen Stimmen von Umweltschützern laut werden, sehen Befürworter in dem Projekt eine Möglichkeit, die bayerische Wirtschaft unabhängig von ausländischen Gasimporten zu machen.

Das Thema sorgt nicht nur lokal, sondern auch auf politischer Ebene für rege Diskussionen. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger von den Freien Wählern befürwortet die Erdgasförderung und sieht in der heimischen Ressource einen Schritt in Richtung Energiesouveränität. Doch im Kontrast dazu stehen die Bedenken vieler Bürger, die sich fragen, ob man in Zeiten des Klimawandels überhaupt neue Quellen fossiler Brennstoffe erschließen sollte.

Der Widerstand der Anwohner

Der Widerstand in der Region ist stark spürbar. Anwohner befürchten, dass die Bohrungen nicht nur das Landschaftsbild beeinträchtigen, sondern auch Gefahren für das örtliche Trinkwasser darstellen könnten. Auch Umweltaktivisten haben Reichling als neues Protestziel auserkoren und mahnen, dass die Erschließung fossiler Energieträger nicht mit den Zielen einer ökologischen Energiewende vereinbar sei.

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Ein Kommentar von Sebastian Beck zu den Pro-Argumenten macht jedoch klar, dass die Bohrung vor Ort als bloß symbolisch angesehen wird. Es wird darauf hingewiesen, dass Erdgas durchaus eine Rolle in der künftigen Energieversorgung spielt, weil es Regenerativquellen ergänzen kann. Gerade in Anbetracht der Schwierigkeiten, alternative Energien in ausreichenden Mengen bereitzustellen, bleibt Gas als Übergangslösung teilweise unverzichtbar. Bis Wasserstoff in großen Mengen verfügbar ist, könnte Erdgas die notwendige Stabilität im Energiehaushalt bieten.

Die Fragen der Notwendigkeit und Klimaneutralität

Auf der Gegenseite erhebt Florian Fuchs einige gewichtige Einwände. Er argumentiert, dass Deutschland, nach den zuletzt getroffenen Maßnahmen, nicht auf Gaskapazitäten aus der Heimat angewiesen ist. Der Füllstand der Gasspeicher sei mehr als ausreichend, die Abhängigkeit von Russland überwunden und die Preise deutlich gesunken. Somit stellt sich die Frage, ob angesichts dieser Umstände neue Gasbohrungen in Bayern wirklich notwendig sind.

Fuchs weist außerdem darauf hin, dass der Klimaschutz nicht vernachlässigt werden sollte. Ein weiteres Argument ist, dass die heimische Förderung von Gas die Importabhängigkeit nicht signifikant verringert, wenn der jährliche Ertrag einer Bohrung nur dem Tagesverbrauch von Bayern entspricht. Die Befürworter des Bohrprojekts argumentieren, die heimische Produktion sei klimaschonender als der Import von schädlichem Fracking-Gas aus den USA und anderen Ländern. Kritiker hingegen fordern, dass stattdessen in den Ausbau erneuerbarer Energien investiert werden sollte, um die Zukunft nachhaltig zu gestalten.

Die Meinungen sind also gespalten. Der Konflikt in Reichling zeigt, wie komplex und vielschichtig die Debatte um fossile Brennstoffe und deren Rolle in der heutigen Energiepolitik ist. Die Diskussion um die Vor- und Nachteile der Erdgasförderung wird in den kommenden Wochen und Monaten sicherlich weiter an Intensität gewinnen, insbesondere wenn die ersten Bohrungen tatsächlich beginnen sollten.

Für weitere Informationen, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.sueddeutsche.de.

Quelle/Referenz
sueddeutsche.de

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