Im Kloster Irsee wird ein düsteres Kapitel der Geschichte Deutschlands wieder lebendig: Eine neue Ausstellung beschäftigt sich mit den schrecklichen NS-Patientenmorden, die zwischen 1933 und 1945 an über 1.000 Menschen durchgeführt wurden. Der Begriff „Euthanasie“, der vom nationalsozialistischen Regime zynisch genutzt wurde, maskierte einen grausamen Massenmord an geistig und körperlich Behinderten. Historikerin Magdalene Heuvelmann schildert, dass in der ehemaligen Abtei, die heute ein Bildungszentrum ist, viele der Opfer systematisch ermordet wurden – sei es durch Überdosierung von Medikamenten oder durch absichtliche Hungerkost. Ein Ort, an dem das Unvorstellbare zur Tagesordnung gehörte, ist die Prosektur, in der Seziertische anstelle von Altären stehen und gefälschte Totenscheine ausgestellt wurden, um diese Verbrechen zu vertuschen. Stefan Raueiser, Leiter des Schwäbischen Bildungszentrums, betont die Notwendigkeit des Erinnerns, um solche Gräueltaten nie wieder geschehen zu lassen, wie BR.de berichtet.
Erinnerungen an die Opfer und Gewissenserforschung
Die Ausstellung dokumentiert auch das Schicksal von Ernst Lossa, einem 14-jährigen Jungen, der 1944 in Irsee ermordet wurde. Insgesamt starben dort 1.218 Menschen, viele davon unter grausamen Bedingungen. Während die Täter nach dem Krieg nur geringfügige Strafen erhielten, lebt das Gedächtnis an die Opfer weiter, insbesondere durch Erinnerungsstücke wie das Denkmal auf dem ehemaligen Anstaltsfriedhof, das 1981 eingeweiht wurde. Ein weiterer Schritt in der Aufarbeitung war die Widmung der Prosektur als Gedenkstätte in den 1990er Jahren. Diese Maßnahmen sind Teil einer umfassenden Auseinandersetzung mit der Geschichte der Psychiatrie und den damit verbundenen Verbrechen, wie auch bildungswerk-irsee.de dokumentiert.
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