In der Erzdiözese München und Freising erlebte die katholische Kirche zu Beginn des Jahres einen bedeutsamen Umstrukturierungsprozess. Diese Reform hat zum Ziel, die Zahl der bisherigen Dekanate von 40 auf nur noch 18 zu verringern. Ein Dekanat fungiert als eine wichtige Verwaltungseinheit, die mehrere Pfarreien innerhalb einer Region umfasst. Diese drastische Reduzierung soll der aktuellen Situation der Kirche Rechnung tragen, vor allem in Anbetracht des Priestermangels.
Der derzeitige Abschluss dieser Reform wird in Rosenheim markiert, wo ein neues „Super-Dekanat“ für rund 185.000 Katholiken eingerichtet wurde. Obwohl diese Struktur bereits seit Januar besteht, wurde sie kürzlich offiziell in einem feierlichen Gottesdienst eingeweiht. Dieses neue Dekanat fasst die ehemaligen Dekanate Bad Aibling, Chiemsee, Inntal, Wasserburg und Rosenheim zusammen, wodurch es zu dem flächenmäßig größten Dekanat der neu gebildeten Einheiten avanciert.
Der Einfluss des Priestermangels
Die Notwendigkeit dieser Reform ist eng mit dem aktuellen Priestermangel verbunden, was von Generalvikar Christoph Klingan betont wird. Die Kirche kämpft mit einem deutlichen Fachkräftemangel, der nicht ignoriert werden kann. Ziel dieser Umstrukturierung ist es, die Zusammenarbeit unter den Pfarreien und Dekanaten zu verbessern und den administrativen Aufwand effizienter zu gestalten. Klingan erklärt, dass der Fokus nicht nur auf der Reduzierung lag, sondern auch darauf, neue Räume der Kooperation zu schaffen.
Obwohl die Reform vielversprechend klingt, werden die ersten Veränderungen für die Mitarbeiter in den Gemeindeverbänden nicht ganz unkompliziert sein. Pastoralreferentin Monika Langer aus dem Pfarrverband Feldkirchen-Westerham äußert, dass viele Mitarbeiter in der Anfangsphase erst einmal einen höheren Arbeitsaufwand erwarten müssen. „Es ist nicht so, als würden wir von Anfang an jubeln“, so ihre ehrliche Einschätzung. Diese Umstellung wird Zeit in Anspruch nehmen und erfordert viel Geduld von allen Beteiligten.
Ein Gefühl der Gemeinschaft durch Reliquien
Die neuen Strukturen sollen nicht nur auf der verwaltungstechnischen Ebene spürbare Veränderungen bewirken. Der neue Dekan von Rosenheim, Thomas Schlichting, äußert den Wunsch, dass diese Reform langfristig auch ein Zugehörigkeitsgefühl unter den Gläubigen fördert. Die Reliquie des Heiligen Korbinians, die ihren Ursprung in Freising hat, wird bei den Einweihungsfeiern der neuen Dekanate mitgeführt, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. „Diese Identifikation passiert nicht über Nacht, sie kann viele Jahre in Anspruch nehmen“, so Schlichting.
Trotz der Herausforderungen, die mit der Umstellung einhergehen, bleibt das Ordinariat optimistisch. Es wird betont, dass die grundlegenden Strukturen der Pfarrverbände und Einzelpfarreien unangetastet bleiben sollen, wodurch die Gläubigen kaum spürbare Veränderungen in ihrem kirchlichen Alltag erleben werden. Der Wachstumsprozess für die Gemeinden kann jedoch nur gelingen, wenn die neuen Verwaltungsstrukturen auch von den Mitgliedern akzeptiert werden, was eine integrierende Kraft der Religion verdeutlicht.
Insgesamt kündigt sich mit dieser umfassenden Reform eine neue Ära für die katholische Kirche in der Erzdiözese an. Die dringende Notwendigkeit zur Anpassung an die Gegebenheiten der heutigen Zeit zeigt, wie wichtig es ist, die Kirchenorganisation neu zu denken und tragfähige Lösungen zu finden. Weitere Informationen und Hintergründe zu dieser Thematik sind hier zu finden.