Dr. Bernd Ullrich aus Landsberg hat einen bemerkenswerten Lebensweg: Seit 41 Jahren lebt er mit demselben Spenderherz, was ihn zum Weltrekordhalter macht. Seine Geschichte zieht die Aufmerksamkeit der Medien an – viele Zeitungen und Fernsehsender wollen mehr über den Mann erfahren, der ihm zufolge „viel Glück“ hatte. Hätte er dieses Glück nicht gehabt, wäre sein Leben vor mehr als vier Jahrzehnten bereits zu Ende gewesen.
Der 85-Jährige, der 1939 in Prag geboren wurde, entschloss sich schon früh dazu, Medizin zu studieren. Nachdem er in Bayern aufwuchs und sich nach seinem Studium in Erlangen als Allgemeinmediziner in Landsberg niederließ, zeigte sich bei ihm eine ernste gesundheitliche Herausforderung. Er bemerkte zunehmend Atembeschwerden und dachte anfangs, diese seien auf seinen Lebensstil zurückzuführen, doch seine Symptome verschlechterten sich zunehmend.
Schleichende Krankheit
Die Atemnot wurde so gravierend, dass Ullrich beim Treppensteigen in seiner eigenen Praxis Pausen einlegen musste. Die Diagnose seiner Erkrankung, eine kongestive Kardiomyopathie, stellte sich als schockierend heraus. „Entweder sie machen weiter wie bisher und es endet in sechs Monaten, oder sie wagen die Herztransplantation“, war die unerbittliche Aussage des Arztes. Nach kurzem Zögern entschloss sich Ullrich, das Risiko einzugehen. Fünf Monate wartete er auf ein neues Herz.
Am 18. Mai 1983 war es soweit: dem damals 44-jährigen Ullrich wurde ein Herz transplantiert, das von einem 19-jährigen Motorradfahrer stammte, der tragischerweise bei einem Unfall sein Leben verloren hatte. Ullrich, der den Namen des Spenders nicht kennt und auch nicht wissen möchte, empfindet eine tiefe Dankbarkeit für dessen Geschenk: „Ich denke oft an ihn, bei jedem Motorradfahrer, dem ich begegne.“
Ein neues Leben
Die Transplantation verlief erfolgreich, was Ullrich auch der Tatsache zuschreibt, dass die Organe nur einen kurzen Transportweg hatten. Er verbrachte die anschließenden Monate in der Klinik und der Reha, in einer Zeit, die für ihn sowohl herausfordernd als auch lehrreich war. Von einem todkranken Patienten entwickelte er sich zurück zu einem lebensfrohen Menschen, der die zweite Chance zu schätzen gelernt hat.
Nach seiner Genesung reiste Ullrich um die Welt: „Ich war in Sri Lanka, Indien, Nepal, Kuba, Mexiko und Tibet.“ Sein Berufsleben setzte er als Psychotherapeut fort, da er aufgrund seines schwachen Immunsystems nicht mehr als Allgemeinmediziner arbeiten durfte. Vor 20 Jahren ging er schließlich in den Ruhestand.
Jetzt, 41 Jahre nach seiner Herztransplantation, wird Ullrich am kommenden Montag mit einer Urkunde des Guinness-Buchs der Rekorde ausgezeichnet. Dies stellt offiziell fest, dass er der Mensch ist, der am längsten mit einem Spenderherz lebt. Diese Geschichte verdeutlicht nicht nur seinen eigenen Willen, sondern auch die Fortschritte in der Transplantationsmedizin.
In Deutschland fanden im Jahr 2022 358 Herztransplantationen statt, während zum Ende des Jahres 699 Patienten auf einer Warteliste standen. Die Erfolgsaussichten bei einer Herztransplantation haben sich über die Jahre kontinuierlich verbessert, und die durchschnittliche Lebenserwartung nach der Operation beträgt inzwischen etwa zehn Jahre, wie die Deutsche Herzstiftung angibt.
Ullrich selbst ist dankbar für die Lebensqualität, die er erhält, und reflektiert häufig über die Geschehnisse, die zu seiner Transplantation führten. „Es ist mir wichtig, dass ich noch etwas von meinem Leben mitbekommen habe und damit auch einiges an Lebensfreude“, fasst er seine Sicht auf die Dinge zusammen. So ist er dankbar für die zweite Chance, die ihm gegeben wurde.
Detailreiche Informationen über diesen eindrucksvollen Fall sind in einem Artikel auf www.merkur.de zu finden.