Im Landkreis Erding wird ein bemerkenswertes Jubiläum gefeiert: Der Kreisjagdverband (KJV) blickt auf 100 Jahre zurück. Mitte Oktober 1924 gegründet, verfolgen die 550 Mitglieder des Verbandes ein gemeinsames Ziel – den Erhalt und die Pflege der Wildbestände in über 110 Jagdrevieren der Region.
Egal ob es um die rechtlichen Grundlagen der Jagd oder um die Hege der verschiedenen Wildarten geht, die Bedeutung der Jagd hat sich im Laufe der Jahre gewandelt. „Die Jagd ist heute nicht mehr überlebenswichtig, aber sie spielt eine zentrale Rolle im ökologischen Gleichgewicht,“ betonte der Kreisvorsitzende Thomas Schreder. Dabei gehört heute auch die nachhaltige Bewirtschaftung der Wildbestände dazu, um sicherzustellen, dass zahlreiche Wildtierarten in unserer Gegend erhalten bleiben.
Jagd zwischen Tradition und Moderne
Im Jagdjahr 2023 wurden in Erding fast 4100 Rehe erlegt, wobei etwa ein Viertel dieser Tiere durch Wildunfälle sowie zahlreiche Wildschweine und Füchse zur Strecke kamen. Angesichts solcher Streckenzahlen ausgewogener Bestände ist die Aufrechterhaltung der Jagd in einer zunehmend urbanisierten Landschaft eine Herausforderung. „Wir sind in einer extrem vom Menschen geprägten Landschaft, die Anfeindungen gegen die Jagd nehmen zu,“ berichtet Schreder weiter.
Diese Herausforderungen wirken sich nicht nur auf die Jäger, sondern auch auf die Zusammenarbeit mit Landwirten und der Forstwirtschaft aus. „Wir haben hier in Erding ein gutes Verhältnis und einen starken Zusammenhalt zwischen den Beteiligten,“ stellt der Wildbiologe fest, der zudem aktiv bei der KJV mitwirkt. Die Verbindung zwischen Landwirtschaft und Jagd bildet eine wichtige Basis für die natürliche Ressourcenverwaltung.
Das Fest zum 100-jährigen Bestehen wird jedoch eher zurückhaltend gefeiert. Anstelle eines großen Festes findet am 9. November eine besinnliche Abendandacht in der Stadtpfarrkirche St. Johannes statt, gefolgt von einem kleinen Treffen im Münchner Hof.
Die Anfänge des Kreisjagdverbands
Zurückblickend auf die Gründung des ersten Jägervereins im Jahr 1924, schlüpfen vor den Augen der Lokalhistoriker die leidvollen Erinnerungen an strenge Winter, die sowohl Mensch als auch Tier zur Verzweiflung brachten. Bereits damals war es erforderlich, Schutzgemeinschaften zu bilden, um das Wild durch Fütterungen über die kalten Monate zu bringen. In den ersten Jahren sah man sogar den Traum vom Jagdtourismus aufkeimen, als amerikanische Millionäre in Geisling auf Rebhühner jagten und beträchtliche Summen hinterließen. Doch dieser Glanz sollte nicht von Dauer sein.
Die Umwälzungen in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg und die politischen Veränderungen der Nationalsozialisten führten zur zentralen Verwaltungsreform der Jagd, die die unabhängigen Vereine in Erding und Dorfen stark einschränkten. Erst seit den 1950er Jahren konnte die lokale Jägerschaft sich neu organisieren und die Tradition der Jagd im Landkreis wiederbeleben, woraufhin die Jäger zur Sicherung der Wildbestände zurückkehrten.
Zusätzlich zu den vielfältigen Aktivitäten des KJV wie Hubertusmessen und Umweltbildung für Kinder, wurde dem Verband 2017 der Kulturpreis des Landkreises verliehen, was seine Relevanz in der Gesellschaft unterstreicht. „Die Jagd ist ein fester Bestandteil der Kultur in unserer Region“, sagt Schreder und ergänzt, dass die Initiativen des KJV dazu beitragen, ein positives Bild von der Jagd in der Öffentlichkeit zu fördern.
Die nächsten Schritte der Jägerschaft in Erding scheinen vielversprechend – die Kombination aus Tradition, Umweltschutz und dem Bemühen um ein gutes Miteinander in der Gemeinschaft lässt erahnen, dass die nächsten 100 Jahre ebenso spannend werden könnten. Mehr über die anstehenden Feierlichkeiten und die Rolle des KJV in der heutigen Gesellschaft findet man im aktuellen Bericht auf www.merkur.de.