Im Landkreis Ebersberg wird derzeit über die Einrichtung eines Pflegekrisendienstes diskutiert, der kurzfristige Unterstützung für pflegebedürftige Menschen und deren Angehörige bieten könnte. Eine aktuelle Debatte im Sozialausschuss hat jedoch die Schwierigkeiten aufgezeigt, mit denen diese Initiative konfrontiert ist, vor allem im Hinblick auf die Finanzierungsfragen.
Das Problem um die sogenannten „blutigen Entlassungen“ – wenn Patienten ohne adäquate Nachversorgung aus dem Krankenhaus entlassen werden – ist kein neues Thema. Es betrifft insbesondere Entlassungen am Freitag, wie Vertreter des Landratsamtes schilderten. Hierbei entsteht häufig eine Notlage, wenn Angehörige, die in der Regel die Pflege übernehmen, am Wochenende oder an Feiertagen nicht verfügbar sind. Dies verdeutlicht die Wichtigkeit eines Krisendienstes, der in solchen Fällen helfen könnte, ähnlich wie das bereits im Landkreis Erding implementierte Modell.
Finanzielle Hürden für einen Pflegekrisendienst
Trotz des dringenden Bedarfes wurde der Antrag auf Einführung eines solchen Dienstes, bereits 2022 vorgebracht, erneut zurückgezogen. Die stellvertretende Landrätin Magdalena Föstl erklärte, dass die Gemeindeverwaltungen finanziell nicht bereit seien, die Kosten zu tragen. Der Landkreis hat derzeit bereits Schwierigkeiten, innerhalb seines Budgets zu bleiben, da freiwillige Ausgaben von über einer Million Euro anfallen, darunter auch für soziale Projekte wie das Frauenhaus oder die Behindertenarbeit.
Der finanzielle Druck im Landkreis ist so hoch, dass der Sozialausschuss bereits beträchtliche Mehrbelastungen von budgetierten Ausgaben festgestellt hat. „Ich sehe, was wir noch alles aufs Gleis stellen“, so Föstl, die mit dem Rückzug des Antrags eindringlich warnte: Weitere freiwillige Leistungen würden nur zusätzliche finanzielle Belastungen verursachen.
Erhaltene Rückmeldungen von Fachkräften unterstreichen die Notwendigkeit eines Pflegekrisendienstes, um der Not slnce den Betroffenen besser entgegenzukommen. Jochen Specht, Sachgebietsleiter im Landratsamt, äußerte Bedenken, ob es möglich ist, genug Personal für einen solchen Dienst zu gewinnen, insbesondere unter den gegenwärtigen Personalmangelbedingungen. Prognosen über den tatsächlichen Bedarf bestehen bislang nicht.
Zukünftige Schritte und Diskussionen
Die politische Stimmung ist dennoch unentschieden, und Alternativen zu dem zurückgezogenen Antrag werden aktiv erörtert. Marlene Ottinger von der Linken spricht sich dafür aus, eigene Vorschläge zur Einführung eines Krisendienstes zu unterbreiten. Die Sitzung wurde schließlich durch einen Vorschlag des Vize-Landrates Walter Brilmayer entschärft. Am 17. Oktober wird ein Runder Tisch Pflege stattfinden, bei dem Fachleute in einer tiefergehenden Diskussion zur Thematik zusammenkommen werden. Der Tagesordnungspunkt zur Einführung des Dienstes wird in die nächste Sitzung des Ausschusses verlegt.
Die Situation verdeutlicht die Herausforderungen, die mit der Sicherstellung einer adäquaten Pflegeversorgung verbunden sind. Der Vorschlag, einen Krisendienst in Ebersberg einzurichten, bleibt also ein wichtiges und aktuelles Thema – nicht zuletzt, weil die Problematik der Unterversorgung, insbesondere an Wochenenden und Feiertagen, die Lebensqualität zahlreicher betroffener Familien tiefgreifend beeinflusst.
In der Diskussion bleibt abzuwarten, ob die politischen Entscheidungsträger eine Lösung finden, um den Bedürfnissen der Bevölkerung besser gerecht zu werden, während sie sich gleichzeitig den realen finanziellen Einschränkungen des Landkreises stellen.
Für eine detaillierte Betrachtung des Falls, siehe den Bericht auf www.merkur.de.