Dachau steht momentan im Zeichen zahlreicher Großbaustellen, insbesondere in der Hermann-Stockmann-Straße, die das Leben der Anwohner erheblich beeinflussen. Der Straßenverkehr ist dadurch stark eingeschränkt: Halbe und sogar volle Sperrungen sind seit einiger Zeit Routine. Kritische Stimmen aus der Politik schlagen Alarm, und Stadtrat Peter Gampenrieder betont, dass die Situation für die Bewohner zunehmend problematisch wird.
Die Herausforderungen für die Anwohner sind vielfältig. Parkende Autos und die zahlreichen Baustellenfahrzeuge machen das Navigieren in der Straße zu einer Geduldsprobe. Manche Bewohner scheinen sogar eine Art Spiel daraus zu machen und fragen sich, welches Gebäude als Nächstes einem Abriss zum Opfer fallen könnte. „Baustellen-Bingo“ nennen sie das. Die Geduld ist jedoch am Ende: Die Anwohner fordern eine schnellere Beseitigung der Hindernisse.
Die Dauer und die Probleme der Baustellen
Ein besonders kritisches Beispiel verdeutlicht die Problematik: Ein Kran stand über ein ganzes Jahr auf der Straße, und im vergangenen September wurde die Hermann-Stockmann-Straße sogar für vier Tage vollständig gesperrt. Gampenrieder kritisierte zudem ein „Materiallager“ einer Baufirma, das seit Monaten einen bedeutenden Abschnitt der Straße blockiert und die Sicht behinderte.
Peter Gampenrieder erkennt zwar die Notwendigkeit von Bauprojekten, sieht aber die Stadt in der Pflicht, härter gegen die Bauherren vorzugehen. „Wir müssen dafür sorgen, dass Maßnahmen auf den Grundstücken stattfinden und nicht den öffentlichen Raum unnötig belasten“, so sein Appell. Die Stadtverwaltung, vertreten durch Amtsleiter Josef Hermann, erklärt jedoch, dass es oft unmöglich sei, alles auf dem Grundstück unterzubringen. „Der Trend geht dahin, Grundstücke maximal auszunutzen“, sagt Hermann. Das bedeutet, dass für Dienstleistungen wie Tiefgaragen oder Baugruben nur wenig Raum bleibt.
Finanzielle Aspekte und die Bürokratie
Für die Stadt hat die Situation jedoch auch einen finanziellen Vorteil. Die Verwaltung erhebt Gebühren für die Nutzung öffentlichen Raums – ein Euro pro Woche und Quadratmeter. Dies bedeutet, dass eine Baufirma, die für ihren Kran ein Jahr lang 30 Quadratmeter Straße besetzt, letztendlich 1560 Euro zahlen muss. „Das läppert sich“, meint Hermann und bestätigt, dass dies nur ein kleiner Teil der finanziellen Überlegungen ist, die hinter den Baustellen stehen.
Ein weiterer Faktor sind die zunehmend strengen Arbeitsschutzvorschriften, die die Organisation von Baustellen komplizierter machen. Bauamtsleiter Moritz Reinhold machte während einer Sitzung darauf aufmerksam, dass diese Regeln einen großen Abstand zwischen Arbeiter und Verkehrsfläche vorschreiben müssen, was die Dauer von Bauprojekten verlängert. Oberbürgermeister Florian Hartmann zeigte sich skeptisch – er fürchtet, dass die Auswirkungen dieser Vorschriften dazu führen könnten, dass in Zukunft kaum noch gebaut wird.
Die Herausforderungen, die sich durch die Vielzahl der Baustellen ergeben, werfen Fragen auf, wie die Stadt dennoch die Balance zwischen notwendiger Infrastrukturentwicklung und der Lebensqualität der Anwohner halten kann. Kritiken und Sorgen über die Dauer und den Umfang der Arbeiten sind laut und deutlich, und die Verantwortlichen sind aufgefordert, sich der Problematik anzunehmen.
Für weitergehende Informationen und Entwicklungen zu den Baustellen in Dachau, sehen Sie die Berichterstattung auf www.merkur.de.
Details zur Meldung