Die Stadt Bayreuth plant eine bedeutende Straßenumbenennung, um der traditionellen Flößerei in der Region zu gedenken. An einem Abschnitt der Äußeren Badstraße, wo der Weg zur Kleingartenanlage “Flößanger” führt, wird die Straße künftig den Namen “Am Flößanger” tragen. Diese Maßnahme soll nicht nur die historische Relevanz der Flößerei herausstellen, sondern auch ein öffentliches Bewusstsein für diese faszinierende Handwerkstradition schaffen.
Im Rahmen dieser Umbenennung wird außerdem eine informative Tafel aufgestellt, die den Bürgerinnen und Bürgern die Geschichte der Flößerei näherbringt. Die Stadtverwaltung hat bereits detaillierte Pläne entwickelt, wie die Informationstafel in das bestehende Wegenetz, insbesondere den Rotmainauenweg, integriert werden soll. Die Finanzierung wird größtenteils durch das regionale Management sichergestellt.
Die historische Bedeutung der Flößerei
Der Antrag zur Umbenennung, initiierte von den Stadträten Stephan Müller und Frank Hofmann (BG), thematisiert die lange Tradition der Flößerei, die bereits im 15. Jahrhundert zu beobachten war. Damals wurden große Mengen an Buchen- und Fichtenholz von den Wäldern des Ochsenkopfes, Kreuzsteins und der Königsheide über die Steinach und den Roten Main nach Bayreuth transportiert. Diese Holztransportwege, auf denen die Flößer tätig waren, erscheinen uns heute als überraschend gewagt, zumal es sich um relativ kleine Gewässer handelt.
Ulrich Pfeifer, ein Mitglied des Stadtrats, verwies auf archivierte Nachweise, die bestätigen, dass die Straße schon früher den Namen “Am Flößanger” trug. In einer Sitzung des Bauausschusses zitiert er aus einem Eintrag im Bayreuther Straßenlexikon, in dem die bedeutende Rolle der Flößerei für die Stadtgeschichte hervorgehoben wird: „Das Holz wird aus dem Fichtelgebirge auf der Steinach und dem Main hierher geflößt, zuerst durch eigens dazu bestellte Flößer auf große Haufen aufgeworfen und sodann klafterweise geschlichtet.”
Zusätzlich wird die geplante Infotafel nicht nur die Umbenennung begleiten, sondern auch den Wert der Flößerei für die regionale Identität verdeutlichen, was die Stadtverwaltung als wichtig erachtet.
Naming Debate: „Stadtflöß“ oder „Flößerei“?
In den Diskussionen um die Straßenumbenennung gab es jedoch auch kritische Stimmen bezüglich des Namens der geplanten Infotafel. Thomas Bauske von der SPD stellte in Frage, ob die Bezeichnung “Die Bayreuther ‘Stadtflöß’” tatsächlich die beste Wahl sei. Seiner Meinung nach wäre der Begriff “Flößerei” deutlich präsenter und eingängiger, vor allem bei Internetrecherchen. Ulrich Pfeifer wies darauf hin, dass “Stadtflöß” historisch überliefert ist und selbst ober Bürgermeister Thomas Ebersberger zu scherzhaften Bemerkungen anregte, dass Bauske doch einen Wikipedia-Eintrag verfassen könne, um das Thema populärer zu machen.
Diese Diskussion über die Benennung lässt erahnen, wie tief verwurzelt die Flößerei in der Stadtgeschichte ist, und welche Bedeutung solche traditionellen Begriffe für die Gesellschaft haben können. Neben der Namensgebung steht auch die praktischen Lösungen hinsichtlich der damit verbundenen Kosten im Raum.
Praktische Auswirkungen der Umbenennung
Die Umbenennung wird auch praktische Aspekte miteinbeziehen, insbesondere für Institutionen, die an der Straße ansässig sind. So muss beispielsweise der örtliche Waldorfkindergarten seine Adresse ändern, was Kosten zwischen 6.000 und 7.000 Euro verursachen wird. Der dortige Trägerverein hat bereits um einen finanziellen Ausgleich gebeten. Ulrich Pfeifer äußerte Bedenken gegenüber einem solchen Ausgleich, denn dies könnte zu einer ungleichen Behandlung führen. Das Beispiel zeigt, dass Änderungen in der Öffentlichkeit oft auch finanzielle und organisatorische Herausforderungen mit sich bringen.
Die Straßenumbenennung und die geplante Infotafel verdeutlichen ein starkes Anliegen der Stadt, die geschichtlichen Wurzeln der Region zu bewahren und zu würdigen. Eine breitere Diskussion über die Faszination der Flößerei wird damit angestoßen und bietet eine Möglichkeit, das Erbe aktiv zu feiern und zu lehren. Die interessierten Bürgerinnen und Bürger können sich auf eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Geschichte der Flößerei freuen, die nicht nur informativ, sondern auch identitätsstiftend für die Region von Bedeutung ist.