Die diesjährige Weinlese im Remstal ist, wie die Experten vorab prophezeihten, relativ kurz ausgefallen, jedoch von bemerkenswerter Qualität. Horst Klingler, Weinanalyst im Waiblinger Weinlabor, berichtet, dass trotz der Herausforderungen, die das Wetter sowie Schädlinge wie die Kirschessigfliege mit sich brachten, die Trauben aufgrund der hohen Feuchtigkeit und raschen Wachstumsphasen eine gute Qualität aufweisen.
Die Weinlese ist weitgehend abgeschlossen, und die Bilanz zeigt sowohl eine geringere Menge als auch eine hohe Qualität. Klinger hatte bereits im Juli vor potenziellen Problemen gewarnt, die mit der Traubengesundheit zusammenhingen, und die Winzer in einem Rundschreiben aufgefordert, selektiv zu arbeiten. Dieser Rat wurde offensichtlich ernst genommen, da die Weinproduzenten weitgehend erfolgreich mit den Herausforderungen umgegangen sind.
Qualität Über Quantität
Die Erwartungen an die Menge des Jahrgangs 2024 waren anfangs optimistischer, doch die Realität stellte sich als bescheidener heraus und weicht teils bis zu 20 Prozent von den ursprünglichen Erträgen ab. Besonders stark betroffen sind die Naturweine. Laut Klinger haben viele dieser Produkte nicht die gewünschten Alkoholwerte erreichen können und kämpfen mit hohen flüchtigen Säurewerten. Die Konsumenten scheinen derzeit weniger an solchen Weinen interessiert zu sein, die mehr Interpretation verlangen, was auch den Verkaufszahlen nicht zugutekommt.
Dennoch gibt es Lichtblicke: „Müller-Thurgau, Kerner und Sauvignon blanc sind die Gewinner“, sagt Klinger. Er hebt hervor, dass besonders der Müller durchweg hervorragende Qualitäten geliefert hat. Die Sauvignon blancs überzeugen durch komplexe Aromatik und bieten eine interessante Kombination aus grünen und gelben Nuancen. Außerdem zeigt sich, dass die Bukettsorten wie Muskattrollinger vielversprechende Aromen entwickeln, die den Genuss steigern.
Knappe Erntezeit und Herausforderungen
Die Vegetationsperiode sowie das Lesefenster waren in diesem Jahr mit etwa 80 Tagen und fünf Wochen sehr knapp bemessen. Diese engen Zeitvorgaben machten es erforderlich, dass Vollernter effizient und ohne Fehler arbeiten mussten. Klinger lobt die Weinproduzenten für ihre Organisation, die es ermöglichte, die Trauben rechtzeitig und in guter Qualität zu ernten. Es gab jedoch auch Herausforderungen, vor allem beim Ansteigen der Personalkosten und der Geschwindigkeit, die in dieser hektischen Zeit gefragt war.
Besonders erwähnenswert ist, dass der Zuwachs beim Mostgewicht nicht wie gewohnt weiterging. Vom ersten Oktoberwochenende an blieb der Zuckergehalt stabil, was bedeutete, dass die Winzer zügig und effizient arbeiten mussten, um die besten Ergebnisse zu erzielen. „Ronder damit“ war das Motto für die späten Ernten, insbesondere bei den spät reifenden Sorten wie Cabernet und Riesling.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Weinlese 2024 im Remstal zwar von niedrigeren Mengen geprägt ist, die Qualität jedoch die Herausforderungen, mit denen die Winzer konfrontiert waren, überwiegend übertrifft. Wie der Weinanalyst Klinger feststellt, bleibt abzuwarten, wie sich die Naturweine künftig entwickeln werden, während die traditionellen Sorten auf erfreuliche Erfolge zurückblicken können.
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