Stuttgart

Stuttgarterin kämpft gegen die Angst: Libanesische Eltern im Kriegsgebiet

Inmitten der Sorgen um den aktuellen Nahost-Konflikt lebt Silvana El Sayegh in Stuttgart, wo ihre Gedanken oft zu ihrer Heimat im Libanon zurückkehren. Die ständige Angst um das Wohl ihrer Familie und Freunde, die im gefährlichen Südlibanon leben, belastet die 35-Jährige schwer. Bei ihren täglichen Telefonanrufen an ihre Mutter hofft sie darauf, dass alles in Ordnung ist. „Ich fürchte mich, anzurufen, weil ich Angst habe, dass sie mir von gefährlichen Ereignissen berichten“, beschreibt sie ihre Gefühle.

Obwohl es derzeit in der Region, in der ihre Eltern wohnen, relativ ruhig ist, bleibt El Sayegh besorgt. „Jeden Tag frage ich: Habt ihr gepackt für den Fall der Fälle? Aber sie wollen einfach nicht gehen“, sagt sie mit Tränen in den Augen. Der Wille ihrer Eltern, trotz aller Gefahren in der Heimat zu bleiben, zeigt den tiefen Bezug zur eigenen Kultur und den Lebensraum.

Die Herausforderung in der Krisensituation

Die Situation im Libanon ist seit den intensiven Kämpfen zwischen der Hisbollah und dem israelischen Militär vor einem Jahr angespannt. Laut der libanesischen Regierung sollen dabei rund 2.100 Menschen getötet und 10.000 verletzt worden sein. Hilfsorganisationen und die Vereinten Nationen sprechen von einer katastrophalen humanitären Lage. El Sayegh äußert ihre Befürchtungen, dass die militärischen Operationen zu einer ähnlichen humanitären Katastrophe führen könnten, wie wir sie in Gaza gesehen haben: „Die aktuelle Offensive stützt sich auf einen gewaltsamen Sieg, aber ein totaler Triumph durch Militär ist unrealistisch.“

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  • Was ist die Hisbollah?
  • Hisbollah, was soviel wie „Partei Gottes“ bedeutet, ist eine schiitische Organisation im Libanon, die großen politischen Einfluss ausübt und die südlichen Grenzgebiete zu Israel kontrolliert. Sie hat sich dem Kampf gegen Israel verschrieben und wird von verschiedenen Ländern als Terrororganisation eingestuft.
  • Die Gruppe wurde in den 1970er Jahren während des libanesischen Bürgerkrieges gegründet und erhält bedeutende Unterstützung aus dem Iran, sowohl in Form von Waffen als auch finanzieller Mittel.

Kochen als Ausdruck der Hoffnung

In Stuttgart hat El Sayegh einen neuen Lebensweg eingeschlagen. Seit 12 Jahren lebt sie dort mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern. Neben ihrer beruflichen Tätigkeit in einer Werbeagentur betreibt sie einen libanesischen Foodblog, auf dem sie nicht nur kocht, sondern auch die Vielzahl an Facetten des Libanon präsentieren möchte. „Ich versuche, den Libanon mit seinen Schönheiten und kulturellen Reichtümern, die die Medien oft ignorieren, darzustellen“, erklärt sie.

Silvana El Sayegh hofft, dass ihre kulinarischen Veranstaltungen auch dazu beitragen, mehr Verständnis für ihre Landsleute im Libanon und die komplexen Zusammenhänge des Nahostkonflikts zu fördern. Ihr Ziel ist es, durch das Kochen eine Botschaft des Friedens und des kulturellen Austauschs zu senden. „Es gibt nicht die eine, richtige Perspektive auf den Konflikt; es ist wichtig, verschiedene Ansichten anzuerkennen.“

In Krisenzeiten wie diesen vermisst El Sayegh ein stärkeres Interesse und Mitgefühl vonseiten der deutschen Gesellschaft für die Menschen im Libanon und den gesamten Nahen Osten. „Wir erleben, dass viele einfach nicht wissen, wie es uns geht. Ein Dialog ist nötig, um gegenseitiges Verständnis zu fördern“, betont sie.

Der alltägliche Prozess des Kochens und das Zubereiten traditioneller libanesischer Gerichte wie das gesunde Man’ousheh-Fladenbrot helfen El Sayegh, ihre Sorgen vorübergehend in den Hintergrund zu drängen. „Essen verbindet Menschen, und in Krisenzeiten bleibt dieses einfache Brot für viele das einzige Nahrungsmittel“, sagt sie.

In Anbetracht der aktuellen Lage hat El Sayegh die Hoffnung, dass die Menschen im Libanon, wie sie es in der Vergangenheit immer wieder getan haben, trotz widriger Umstände resilience zeigen und auf eine bessere Zukunft hinarbeiten. „Trotz all der Herausforderungen, muss das Leben weitergehen. Die Menschen im Libanon haben schon immer Widerstandskraft bewiesen und werden es auch weiterhin tun“, schließt sie zuversichtlich.

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