Der britische Tänzer John Cranko, der für seine bahnbrechenden Veränderungen im Ballett bekannt ist, erlebt eine Renaissance in Form eines neuen Kinofilms. Nachdem Cranko sich in seiner Heimat England geoutet hatte, fand er in Stuttgart beim Württembergischen Staatstheater eine neue Station seines künstlerischen Lebens, wo er das Ballett revolutionierte. Der Film bietet einen tiefen Einblick in sein Leben, das geprägt war von Leidenschaft, Kunst und persönlichen Herausforderungen.
Die Handlung des Films schwenkt zwischen der Realität und den künstlerischen Träumen Crankos, und beleuchtet seine Anfänge in Stuttgart. Die berührenden Momente sind unverkennbar, wenn beispielsweise Crankos Lebensgefährten auf seinem Grab Blumen niederlegen. Es sind Szenen, die die emotionale Verbindung der Stadt zu diesem außergewöhnlichen Künstler verdeutlichen, der das „Stuttgarter Ballettwunder“ kreierte und die Stadt auf die weltweite Ballettlandkarte setzte.
Hintergründe zu Crankos Vermächtnis
Die Dynamik seines Lebens wird stark durch die Protagonisten unterstrichen, die ihm nahe standen. Zu diesen gehören namhafte Tänzer wie Marcia Haydee und Birgit Keil, die zentrale Rollen in seinem künstlerischen Schaffen spielten. Der Film hebt auch Crankos unkonventionelle Lebensweise hervor – geprägt von einer gewissen Unbekümmertheit, aber auch von inneren Konflikten, die ihn oft plagten. Cranko lebte in einer Zeit, als der Umgang mit Emotionen und mentaler Gesundheit noch nicht im Fokus stand, was seinen kreativen Schaffensprozess stark beeinflusste.
Das Biopic „Cranko“ von Joachim A. Lang zeigt eindrucksvoll, wie dieser Künstler Stuttgart in eine bedeutende Ballettmetropole verwandelte. Sein Lebensstil, geprägt von Hingabe und gleichzeitigem Chaos, wird durch die Darstellung von Sam Riley als Cranko untermalt, der die komplexe Mischung aus Leidenschaft, Erfolg und Traurigkeit verkörpert. Unterstützt wird er von einer Kameraarbeit, die die Atmosphäre der damaligen Zeit meisterhaft einfängt, wodurch das Publikum in die Welt der Sixties eintauchen kann.
Am Ende zeigt der Film, wie die Tänzer der heutigen Zeit nicht nur seine Werke erneut zum Leben erwecken, sondern auch die direkten Verbindungen zu ihren historischen Vorgängern verkörpern. Die Transformation von Tanz zu Film verleiht der Geschichte zusätzliche Authentizität und macht die Bedeutung von Crankos Vermächtnis deutlich. Das Ballett wurde für ihn nicht nur eine Kunstform, sondern ein Ausdruck seiner Identität und seiner Suche nach persönlicher Erfüllung.
Es bleibt abzuwarten, wie dieser Film das Bild von John Cranko in der breiten Öffentlichkeit prägen wird. Die Idee, dass das Leben eines so außergewöhnlichen Künstlers in einem Kinofilm behandelt wird, ist sowohl eine Hommage als auch eine Aufforderung, über die Themen Akzeptanz, Identität und Kunst nachzudenken. Für jene, die sich für das Ballett und die damit verbundenen persönlichen Geschichten interessieren, ist „Cranko“ ein Muss, um die Komplexität dieses intelligenten und emotionalen Lebens zu verstehen wie berichtet von www.welt.de.