Stuttgart

Frau Yamamoto: Ein Stück voller Einsamkeit erobert Stuttgart!

Etwa einen Monat nach seiner Uraufführungen in Zürich erlebt Dea Lohers Stück „Frau Yamamoto ist noch da“ nun seine deutsche Erstaufführung in Stuttgart. Intendant Burkhard C. Kosminski ist für die Inszenierung verantwortlich und präsentiert einige umstrittene Regieentscheidungen, die für Gesprächsstoff sorgen.

Der Abend beginnt mit einem gelungenen Höhepunkt: Die talentierte Schauspielerin Silvia Schwinger bringt das Publikum mit dem Lied „Dans mon cœur / Tu fleuriras toujours“ in Stimmung. Während das Ensemble entspannt zu tanzen beginnt, zeigt sich hier bereits eine Leichtigkeit, die in Lohers Episoden über die Herausforderungen zwischenmenschlicher Beziehungen gespiegelt wird. Themen wie Künstliche Intelligenz in Pflegeheimen, Umweltschutz oder der Tod werden in einem schlichten, aber eindringlichen Vokabular behandelt, das die Zuschauer an anschauliche Alltagsmomente erinnert.

Die Langlebigkeit von Frau Yamamoto

Im Mittelpunkt der Handlung steht die alte Frau Yamamoto, die von Nicole Heesters brillierend gespielt wird. Obwohl sie nicht mehr unter den Lebenden weilt, bleibt sie durch die Erinnerungen ihrer Nachbarn Erik und Nino präsent. Ihre Erlebnisse belegen eine Lebensveränderung, die sie bei Nino bewirkt hat, doch die Gründe für diese Anziehung bleiben nebulös. Während die Figuren, die in verschiedenen Episoden auftreten, skurrile und tragische Geschichten erzählen, verliert der Zuschauer manchmal den Faden.

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Die Landschaft auf der Bühne wird durch einen zentralen drehenden Auftrittsraum und eine Projektion von Schwarz-Weiß-Zeichnungen ergänzt. Diese visuelle Gestaltung sorgt für einen ständigen Themenbezug, während die emotionale Untermalung durch melancholische Klaviermusik verstärkt wird. Doch der Charakter der Darstellungen und die Gesamtführung sowohlen Regie als auch die schauspielerische Leistung sind kritisch zu bewerten.

Durchwachsene darstellerische Leistungen

Ein zentraler Kritikpunkt betrifft die Darbietung der Schauspieler. Sie agieren oft wie aus einem Schockfroster, ihre Bewegungen sind weit entfernt von der emotionalen Tiefe, die die Texte vermitteln möchten. Durch den Einsatz von Mikrofonen wird die Distanz zwischen den Schauspielern und dem Publikum nicht verringert, was dazu führt, dass Dialoge oft hölzern und unauthentisch wirken.

Eine der besten Szenen des Abends ist ein Solo einer Frau, die ihren Unmut über einen messiehaften Nachbarn schildert. Dagegen wirkt eine Episode, in der Angler über Fischsterben diskutieren, als besonders misslungen: die Darsteller in Hasenkostümen sprechen mit unverständlichen Quietschstimmen und bringen damit den Inhalt dieser Passage ins Lächerliche.

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Durch die Inszenierung von Kosminski wird das Potenzial des Stücks nicht vollständig ausgeschöpft, was sowohl Publikums als auch Kritikern wohl ein ernüchterndes Erlebnis beschert. Die deutsche Erstaufführung bietet zwar Ansätze von Tiefgang, wird aber plump durch technische und darstellerische Mängel. Die Premiere am 11. Oktober 2024 kennzeichnet einen weiteren Schritt in die vielschichtige Welt der zeitgenössischen Theaterproduktion, allerdings mit einem inszenatorischen Blick, der noch viel Raum für Verbesserungen lässt.

Auf der Homepage des Stuttgarter Schauspiels finden sich weitere Informationen zur Produktion sowie detaillierte Angaben zur Besetzung und zur gesamten Aufführung: www.schauspiel-stuttgart.de.

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