Im beschaulichen Bereich Wolfsgurgel, nördlich des Kinderhauses Maria Theresia, wird bald ein neuer Natur- und Waldkindergarten seine Pforten öffnen. Diese Initiative, die vom Haus Nazareth ins Leben gerufen wurde, verfolgt das Ziel, Kindern den respektvollen Umgang mit der Natur näherzubringen. Der stellvertretende Direktor Daniel Hahn erklärt, dass die Idee vor fünf Jahren entstanden ist, als den Mitarbeitern der Einrichtung auffiel, dass sowohl Kinder als auch Erwachsene zunehmend den Bezug zur Natur verlieren.
Ein prägnantes Beispiel, das die Dringlichkeit dieses Anliegens verdeutlicht, stammt von Franciska Michelberger, der Leiterin des Kinderhauses Maria Theresia. Als sie mit den Kindergartenkindern Obst ernten wollte, bemerkte eines der Kinder: „Wir müssen die Kirschen doch gar nicht ernten, wir haben doch welche im Kühlschrank.“ Diese Art der Entfremdung von der Natur macht deutlich, warum der neue Kindergarten so wichtig ist. Kinder sollen nicht nur lernen, wo Nahrungsmittel herkommen, sondern auch die Freude an der Natur entdecken.
Der Aufbau des Kindergartens
Insgesamt sollen drei Bauwagen auf dem Gelände platziert werden, darunter der größte mit 39 Quadratmetern, der als Schutzraum für die Kinder dient. Hahn beschreibt diesen als eine Art „Tiny House“, was den Kindern ein heimeliges Gefühl vermitteln soll. Die anderen beiden Wagen werden der Lagerung von Materialien dienen, während zwei Holzhäuschen für die Toilettennutzung eingerichtet werden, ohne jedoch auf traditionelle, rudimentäre Konstruktionen zurückzugreifen.
Durch die Kooperation mit der solidarischen Landwirtschaft in der Nähe wird den Kindern die Möglichkeit geboten, nachhaltige Landwirtschaft hautnah zu erleben. Hahn betont, dass diese Zusammenarbeit für die Entwicklung des Kindergartens von entscheidender Bedeutung ist und den Kindern praktisches Wissen über ihre Umwelt vermitteln wird. Das Ziel ist, den Kindern zu zeigen, dass Kirschen nicht im Kühlschrank, sondern am Baum wachsen.
Ein Kindergarten für alle
Der neue Kindergarten wird so gestaltet, dass er möglichst barrierearm ist und allen Kindern, einschließlich jenen mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen, zugänglich ist. Daniel Hahn erkennt die Herausforderungen an, die ein naturbelassenes Umfeld für Kinder im Rollstuhl mit sich bringt. Hier gilt es, Lösungen zu finden, damit kein Kind das Gefühl hat, im Spiel zurückzustehen.
Die geplante Eröffnung des Kindergartens ist für September nächsten Jahres angesetzt. Laut Hahn wird es jedoch eine sportliche Herausforderung sein, da viele Prüfungen bevorstehen. Zu Beginn wird eine kleine Gruppe von Kindern von zwei Erziehern halbtags betreut. Langfristig soll die Betreuung dann auf bis zu 20 Kinder ausgedehnt und eine ganztägige Betreuung angeboten werden.
Die Entscheidung für einen Naturkindergarten fällt in eine Zeit, in der das Bewusstsein für ökologische Themen und den Erhalt der Natur stetig zunimmt. Der Kindergarten ist Teil einer Bewegung hin zu einer nachhaltigeren Erziehung und bietet den Kindern die Möglichkeit, eine tiefere Verbindung zur Umwelt aufzubauen und die Schönheiten der Natur aktiv zu erleben. Ein solcher Ansatz könnte in der heutigen Zeit nicht wichtiger sein, da er nicht nur Kenntnisse vermittelt, sondern auch Werte schafft, die ein Leben lang halten.