In einer beeindruckenden Initiative hat die Arbeitsgruppe „SLG – Spuren Lebendig Gemacht“ ihre Trilogie mit dem Titel „Aus dem Grau der Kriegszeit – Geschichten hinter der Geschichte“ veröffentlicht. Diese Sammlung liefert Einblicke in die Schicksale von Zeitzeugen aus Bad Saulgau und der Umgebung. Sie teilen persönliche Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend während des Krieges, was zu tiefen Reflexionen über Verlust und Vertreibung anregt.
Eine besonders bewegende Geschichte ist die von Anton Franz Schmid, dem Großonkel der Bad Saulgauerin Conny Scheck. Anton verlor sein Leben im Alter von nur 25 Jahren, als sein Flugzeug über den Niederlanden mit einem anderen deutschen Kampfflugzeug kollidierte. Viele Jahre blieben sowohl seine sterblichen Überreste als auch die seiner Besatzung unentdeckt. Erst 2019 wurden die Überreste der Flugzeuge entdeckt, was zu einer jahrelangen Recherchereise von Douwe Visser und seinem Team führte, die schließlich im Stadtarchiv Bad Saulgau fündig wurden. Anton und seine Kameraden sind nun auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Ysselsteyn beigesetzt.
Bildungsreise nach Ysselsteyn
Ein zentrales Ziel einer Projektwoche der Helene-Weber-Schule ist die Kriegsgräberstätte in Ysselsteyn, wo über 32.000 Kriegstote ihre letzte Ruhe gefunden haben. Diese Reise ermöglicht den Schülern, die Tragweite der damaligen Ereignisse besser zu verstehen und deren Bedeutung in der heutigen Zeit zu erkennen. Die Gruppe wird im nahegelegenen Bildungszentrum des Volksbundes untergebracht.
Auf dem Friedhof stehen die Gräber, darunter das von Anton Franz Schmid, für die Geschichten der Familien, die hinter diesen Namen stehen. Jedes Grab erinnert eindringlich an die Folgen von Krieg und Gewalt. Durch die Multimedia-Ausstellung im Besucherzentrum erhalten die Jugendlichen tiefere Einblicke in die Geschichte der Kriegsgräberstätte, die in einem deutsch-niederländischen Kontext betrachtet wird. Hier finden auch Workshops und Seminare statt, die aktuelle gesellschaftliche Themen mit historischen Ereignissen verknüpfen.
Wolfgang Schneiderhan, Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, bekräftigte in Gesprächen mit den Schülern die Bedeutung des Kriegsgrabes als Lernort. Der Volksbund hat die Verantwortung, die Erinnerung an die Kriegstoten zu bewahren und gleichzeitig auf die Wichtigkeit des Friedens zu sensibilisieren. „Kriege brechen nicht einfach aus, sie werden von Menschen geplant und herbeigeführt“, betonte er, was die Relevanz der Bildungsarbeit unterstreicht.
Die Aufgaben des Volksbundes sind vielfältig und betreffen nicht nur die Pflege von Gräbern, sondern auch die Unterstützung von Angehörigen und die Förderung von internationalen Kooperationen. Heute unterhält der Volksbund 832 Kriegsgräberstätten in 46 Staaten mit nahezu 2,8 Millionen Kriegstoten. Somit stellt die Kriegsgräberfürsorge ein wichtiges Element der Erinnerungskultur dar, das stets im internationalen Kontext betrachtet werden sollte.
Der Zugang zur Jugend- und Schulbildung ist ebenfalls ein zentrales Anliegen der Organisation. Unter dem Motto „Gemeinsam für den Frieden“ organisiert der Volksbund jährlich internationale Projekte, die Jugendliche miteinander verbinden und aktive Schularbeit leisten. Ziel ist es, durch die Auseinandersetzung mit historischen und aktuellen Themen Werte wie Menschenrechte und Frieden zu vermitteln sowie Extremismus, Nationalismus und Rassismus entgegenzuwirken.
Durch praktische Arbeit auf den Friedhöfen und die Auseinandersetzung mit Biografien von Kriegstoten werden die Jugendlichen dazu angehalten, aus der Geschichte zu lernen und das Miteinander in einem zukünftigen, friedlichen Europa zu fördern.
Für weitere Informationen über die Hintergründe und Ziele dieses bedeutenden Projekts, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.schwaebische.de.