In Ravensburg brodelt es! Der neue Rufbus „Mobi“ sollte ein Meilenstein für die Mobilität sein – doch für Martin Reichle, der auf einen Elektro-Rollstuhl angewiesen ist, wurde die Freude schnell zu Frustration. Denn sein Rollstuhl ist einfach zu groß und zu schwer für das neue On-Demand-Angebot! Die Stadt hatte versprochen, dass Rollstühle transportiert werden können, doch die Realität sieht anders aus: Rollstühle über 160 Kilogramm können nicht befördert werden, und die Rampe kann nicht mehr eingeklappt werden, wenn sie zu groß ist.
„Eine Teilhabe für alle sieht anders aus“, schimpft der Ravensburger. Die Stadtverwaltung hatte zwar eine barrierearme Lösung angeboten, doch die Umsetzung bleibt hinter den Erwartungen zurück. Das Behindertengleichstellungsgesetz schreibt vor, dass Verkehrsmittel für Menschen mit Behinderungen zugänglich und nutzbar sein müssen – eine Voraussetzung, die hier nicht erfüllt wird! Stadtsprecher Timo Hartmann räumt ein, dass die Barrierefreiheit von Anfang an ein wichtiges Anliegen war, doch die technischen Einschränkungen der Fahrzeuge machen das Versprechen zur Farce.
Ein Lichtblick aus Nordrhein-Westfalen
Ein Beispiel, wie es besser geht, liefert die Stadt Höxter in Nordrhein-Westfalen. Hier können elektrische Rollstühle mit einem Gesamtgewicht von bis zu 350 Kilogramm in den Fahrzeugen befördert werden, dank einer durchdachten Klapprampe. Martin Reichle hat die Erfahrung gemacht, dass es auch anders geht: „In Höxter funktioniert das gut, und sie haben keine breiteren Straßen.“ Während Ravensburg auf der Stelle tritt, könnte der Weg zur echten Barrierefreiheit so einfach sein.
Die Stadt Ravensburg hat eine Rückgabeoption für die Fahrzeuge vereinbart, was bedeutet, dass in der Zukunft möglicherweise andere Modelle in Betracht gezogen werden könnten. Hartmann betont, dass die Sicherheit der Fahrgäste oberste Priorität hat und dass die Auswahlkriterien für zukünftige Fahrzeuge erneut geprüft werden, um auch den Transport von E-Rollstühlen zu ermöglichen. Doch die Zeit drängt: Der „Mobi“ befindet sich noch in der dreijährigen Testphase, und ob er 2026 noch durch Ravensburg rollt, bleibt ungewiss. Für Martin Reichle könnte es bedeuten, dass er niemals mitfahren kann – eine schmerzhafte Realität für viele, die auf Mobilität angewiesen sind.