Ostalbkreis

Skandalöse Pfarrberichte: Kinder schmutzig, Frau eine Schlampe !

Skandale und Skurrilitäten aus der evangelischen Kirche: 1966 sorgt die Pfarrfrau von Wiesenbach in Hohenlohe für Aufregung, als sie als "Schlampe" bezeichnet wird – ihre Kinder gelten als die "schmutzigsten im Dorf" und enthüllen brisante Geheimnisse einer betont konservativen Gemeinde!

Die Digitalisierung von Pfarrberichten aus dem Zeitraum von 1924 bis 1966 hat jetzt einige aufschlussreiche, teils skurrile Informationen ans Licht gebracht, die einen tiefen Einblick in das Leben und die Herausforderungen der evangelischen Gemeinden in Hohenlohe bieten. Einer der haarsträubendsten Berichte stammt aus dem Jahr 1966, in dem die Pfarrfrau als „Schlampe“ bezeichnet wird und ihre Kinder als die „schmutzigsten im Dorf“ abgestempelt werden. Solche Formulierungen werfen ein Licht auf die strengen moralischen Standards und die teils derben Urteile, die zur damaligen Zeit über das Pfarrhaus gefällt wurden.

Besonders interessant ist die Analyse des Landeskirchlichen Archivs, die die Arbeiten von Uwe Heizmann umfasst. Dieser hat sich intensiv mit den Archivberichten auseinandergesetzt und stellt fest, dass sie nicht nur für die Kirchen- und Schulgeschichte von Bedeutung sind, sondern auch für die Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Region. Heizmann hofft, dass die Berichte als Grundlage für akademische Arbeiten dienen werden, die bestehende gesellschaftliche Fragestellungen beleuchten können.

Einblick in das Pfarrleben

Die Berichte enthalten zudem Informationen über die Zustände in den Gemeinden, die oft von vorurteilsbeladenen Aussagen geprägt sind. Zum Beispiel wurde 1938 über die Steinhauer in Maulbronn berichtet, sie seien „rauhe Menschen, die jederzeit eine Vorliebe für Alkohol haben“. Auch die in einer Pfarrvisitation angesprochenen Ergebnisse zeigen, wie sehr das soziale Gefüge und das Verhalten der Bürger zu jener Zeit bewertet wurden. In einem besonderen Fall wird erwähnt, dass eine Person, die für die Kirchenkasse zuständig war, als „schlampig und oberflächlich“ galt, sich jedoch nur schwer aus dem Amt entfernen ließ, da viele in der Gemeinde mit ihm verwandt waren.

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Die oft unverblümten Formulierungen in diesen Berichten verdeutlichen die gesellschaftlichen Normen und Werte der damaligen Zeit. Sie zeigen nicht nur die Schwierigkeiten, mit denen die Pfarrer zu kämpfen hatten, sondern auch das Bild, welches die Kirche von den Menschen ihrer Gemeinde hatte. Der Zustand der Pfarrhäuser wurde ebenso thematisiert; so wurde in einem Bericht aus 1960 beschrieben, dass ein Pfarrhaus in Schömberg in einem derart maroden Zustand sei, dass ein neuer Bewerber für die Pfarrstelle kaum zu finden war.

Der Blick auf die konfessionellen Spannungen ist ebenfalls aufschlussreich. In den Jahren 1928 und 1956 finden sich Berichte, die vor gemischten Ehen zwischen Protestanten und Katholiken warnen. Der Pfarrer aus Mühlheim etwa dokumentierte, dass die katholische Obrigkeit sogar versuchte, eine Schwangerschaft außerhalb der Ehe zu verdrängen, anstatt die Hochzeit zu fördern. Diese Spannungen zwischen den Konfessionen verdeutlichen die tief verwurzelte Misstrauenshaltung gegen die jeweils andere Glaubensgemeinschaft.

Zusammenfassend werfen die nun digitalisierten Pfarrberichte ein ehrliches Licht auf die evangelische Gemeinde in Hohenlohe und deren Mitglieder. Sie illustrieren, wie kirchliche Sitten und Moralvorstellungen über die Jahre in Frage gestellt wurden und sich veränderten. Vor allem zeigen sie, wie das Leben in der Gemeinde oftmals mehr von sozialen und kulturellen Faktoren geprägt war, als von den religiösen Überzeugungen allein.

Diese interessanten Entdeckungen aus der weitreichenden Kirchengeschichte sind nicht nur für Historiker von Bedeutung. Der Blick zurück auf diese zeitgenössischen Berichte kann auch ein besseres Verständnis für die Entwicklungen in der heutigen Gesellschaft fördern. Eine detaillierte Analyse dieser Themen und der spezifischen Geschichten ist im vollständigen Bericht zu finden auf www.evangelisch.de.


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