Im Bodenseekreis wird in regelmäßigen Abständen das Auszeichnungsverfahren „Beispielhaftes Bauen“ durchgeführt, das von der Architektenkammer Baden-Württemberg in Kooperation mit der Region umgesetzt wird. Ziel dieser Initiative ist es, herausragende Bauobjekte zu ehren, die durch ihre Bauweise, kreative Konzepte und die Umsetzung innovativer Ideen beispielgebend für andere sein sollen.
Dieses Jahr lag der Fokus besonders auf dem Einfluss dieser Bauwerke auf die städtebauliche Entwicklung. Zudem wurden Aspekte wie Nachhaltigkeit und die Zugänglichkeit für alle Menschen in den Mittelpunkt der Betrachtung gerückt. Im Zuge dieses Verfahrens wurden über 70 Projekte begutachtet, von denen 26 eine Auszeichnung erhielten – ein Zeichen für die hohe Architekturqualität im Bodenseekreis.
Die Jury und ihre Kriterien
Die Jury setzte sich aus vier Fachjuroren sowie drei lokalen Sachverständigen zusammen, die über zwei Tage hinweg intensiv über die eingereichten Arbeiten berieten. Eine zentrale Frage, die dabei häufig diskutiert wurde, lautete: „Wie kann die gebaute Umwelt der Zukunft gerecht werden?“ Michael Schröder, der als Architekt und Stadtplaner fungierte und die Jury sprach, verwies hierbei auf den Begriff „enkeltauglich“, der die Nachhaltigkeit und die zukunftsfähige Gestaltung unserer Lebensräume thematisiert.
Ein bedeutender Aspekt bei der Bewertung war die Wahrnehmung der Gebäude in ihrem urbanen Umfeld sowie die Berücksichtigung aktueller Mobilitätstrends. Beispielsweise wurde das Bauprojekt am Karl-Olga-Park in Friedrichshafen mit einem besonderen Augenmerk auf die Nutzung von Fahrradstellplätzen ausgezeichnet, die nicht mehr im Keller, sondern zentral und zugänglich platziert werden müssen. Das zeigt, wie wichtig die Anpassung an sich ändernde Bedürfnisse ist.
Die Jury analysierte zudem die Transformation bestehender Gebäude und Siedlungsstrukturen: Wie können alte Bauwerke sinnvoll umgestaltet werden? Ein Beispiel, das stark im Fokus der Auszeichnung stand, war die Auswertung des Flächenbedarfs und der Umgang mit dem vorhandenen Baubestand. Dies führte dazu, dass einige ambitionierte Projekte leider nicht ausgezeichnet wurden, weil sie die Anforderungen nicht erfüllten.
Das RITZ in Friedrichshafen stach dabei besonders hervor. Neben der beeindruckenden Architektur besticht dieses Gebäude durch seine flexible Nutzung, die eine Vielzahl von Aktivitäten und Veranstaltungen ermöglicht. Ein weiterer interessanter Aspekt ist das Dschungelhaus in Überlingen, dessen Umgebung sich weiterhin entwickeln wird und dessen Planung eine hohe Biodiversität zum Ziel hat.
Die Jury berücksichtigte auch innovative Ansätze zur Schaffung neuen Wohnraums in Verbindung mit Gewerbe. So erhielten drei Projekte eine Auszeichnung, die nicht nur als Gewerbegebäude dienen, sondern auch Wohnmöglichkeiten für Mitarbeiter beinhalten.
Der Adenauerplatz in Friedrichshafen wurde ebenfalls prämiert, da er innovative Ansätze in der Regenwasserbewirtschaftung präsentiert. (Foto: Dietmar Gutermann)
Ein herausragendes Beispiel für die Integration von Umweltaspekten ist der Adenauerplatz in Friedrichshafen, der zeigt, wie Städte in der Zukunft Regenwasser effizient bewirtschaften können. In Tettnang wurde zudem ein Stall ausgezeichnet, der mit Holz aus der unmittelbaren Umgebung errichtet wurde und den Tieren ein artgerechtes Zuhause bietet. Hier wurde bei der Bauweise auch an die klimatischen Bedingungen gedacht: Das Dach sorgt sowohl im Sommer für Schatten als auch im Winter für Wärme.
Ein weiteres ausgezeichnetes Projekt ist die Bühne der Bodanwerft in Kressbronn, in der Geschichte der alten Werft durch kulturelle Veranstaltungen lebendig gehalten wird. Die Kombination aus neuem Nutzen und wertschätzendem Umgang mit der Historie war ausschlaggebend für die Auszeichnung.
Die Preisverleihung dieser herausragenden Projekte wird am Freitag, dem 3. Februar 2025, im RITZ in Friedrichshafen stattfinden. Damit wird ein weiterer Schritt in Richtung einer nachhaltigeren und inklusiveren Stadt- und Architekturentwicklung im Bodenseekreis gegangen.