Baden-WürttembergRhein-Neckar-Kreis

Landräte warnen: Schließung von Notfallpraxen gefährdet Patientenversorgung!

Die Debatte um die ambulante Notfallversorgung in Baden-Württemberg nimmt an Intensität zu, nachdem die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) erneut angekündigt hat, mehrere Notfallpraxen zu schließen. Diese Maßnahme wurde von Landrätinnen und Landräten scharf kritisiert, die in einem gemeinsamen Schreiben an Sozialminister Manne Lucha fordern, die Auswirkungen dieser Entscheidungen genau zu überprüfen.

Die Verantwortlichen in den Landkreisen befürchten, dass die Schließungen nicht nur die medizinische Versorgung der Bürger beeinträchtigen, sondern auch die bestehenden Strukturen im Gesundheitswesen gefährden könnten. In ihrer Argumentation wird deutlich, dass sie die Schließungspläne als unkoordiniert und potenziell schädlich für die ambulante Notfallversorgung ansehen. Der Sozialminister könnte durch eine genauere Untersuchung feststellen, ob die KVBW ihrem gesetzlichen Sicherstellungsauftrag noch nachkommt oder nicht.

Kritik an fehlender Berücksichtigung der Bevölkerungsbedürfnisse

Die Landräte weisen darauf hin, dass die Planungen der KVBW zentrale Aspekte ignorieren. Beispielsweise könnte die Schließung von Praxen dazu führen, dass einzelne Einrichtungen für mehr als 400.000 Menschen zuständig wären. Skandalös ist auch die Annahme, dass Patienten problemlos innerhalb von 30 bis 45 Minuten eine Notfallpraxis erreichen könnten. Dies würde nur funktionieren, wenn jeder über ein Auto verfügt und keine Verkehrsbehinderungen aufträten. Diese Annahmen passen jedoch nicht zur Realität vieler Menschen, die auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind oder in ländlichen Gegenden leben.

Kurze Werbeeinblendung

Zusätzlich zu den Hughes zur Erreichbarkeit bemängeln die Landräte auch die hohe Anzahl unbesetzter Hausarztsitze in ganz Baden-Württemberg. Statistiken zeigen, dass landesweit etwa 1.000 Hausarztpraxen ohne einen Arzt auskommen müssen, was ein ernstes Problem für die Versorgung darstellt. Der demografische Wandel, mit einer zunehmend älteren Bevölkerung, erhöht den Bedarf an Gesundheitsdiensten noch weiter, was die Schließungspläne besonders bedenklich macht.

Ein Aufruf zu Dialog und Zusammenarbeit

Die Landrätinnen und Landräte fordern daher einen umfassenden Dialog zwischen der KVBW und den Verantwortlichen der Landkreise, um eine geeignete Lösung für die künftige ambulante Versorgungsstruktur zu finden. In ihrem Schreiben wird kritisiert, dass die KVBW oft Entscheidungen trifft, ohne die betroffenen Gemeinden, Krankenhäuser und Rettungsdienste in die Planung einzubeziehen. Die Behörden fordern mehr Transparenz und eine inklusive Vorgehensweise, um Fehlentwicklungen zu vermeiden.

Ein Beispiel dieser Unzufriedenheit liefert Landrat Stefan Dallinger aus dem Rhein-Neckar-Kreis. Er äußerte sich klar gegen die Schließungen, die einen wichtigen Baustein der medizinischen Versorgung gefährden könnten. „Diese Vorgehensweise der KVBW konterkariert die Investitionen und Absprachen, die wir mit der KVBW getroffen haben“, erklärte Dallinger und betonte die Notwendigkeit einer wohnortnahen ärztlichen Betreuung.

Aktuelle Entwicklungen verdeutlichen, dass auch Kliniken unter dem Druck der Schließungen leiden müssen. Judith Masuch, Geschäftsführerin der GRN gGmbH, warnte davor, dass Patienten, die eigentlich den Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung benötigen, die Notfallambulanzen der Kliniken aufsuchen werden – eine Situation, die bereits jetzt zu einer hohen Belastung der Mitarbeitenden führt. „Die Notfallambulanzen sind für echte medizinische Notfälle gedacht und stark beansprucht“, hob sie hervor.

Die unterzeichnenden Landräte bringen sich aktiv in die Diskussion ein, um auf diese problematischen Entwicklungen hinzuweisen. Zu den Unterzeichnern gehören Landrat Dr. Christian Ante, Roland Bernhard, Dr. Joachim Bläse und viele weitere aus verschiedenen Landkreisen. Sie alle teilen die Sorge um die künftige medizinische Versorgung der Bevölkerung. Diese Debatte ist von hoher Relevanz, insbesondere in einem Land, in dem die gesundheitliche Versorgung für alle Bevölkerungsschichten gesichert werden sollte.

Die KVBW sieht sich, trotz der Kritik, in der Verantwortung, die Regelversorgung zu stärken. Allerdings muss sie die Auswirkungen ihrer Entscheidungen auf die bestehende Infrastruktur des Gesundheitswesens und die Bedürfnisse der Patienten mitbedenken. Ein rasches Handeln ist gefordert, um die ambulante Notfallversorgung langfristig zu sichern und eine wiederholte Schwächung zu vermeiden.

Für weitere Informationen zu dieser Thematik und zur umfassenden Analyse der aktuellen Situation bietet www.speyer-kurier.de ausführliche Berichte an.


Details zur Meldung
Genauer Ort bekannt?
Rhein-Neckar-Kreis, Deutschland
Quelle
speyer-kurier.de

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"