Dirk Lienenkemper, 52, könnte nicht glücklicher sein, denn er hat nach einer dramatischen Lebenswende eine zweite Chance erhalten. Vor anderthalb Jahren war seine Situation kritisch – eine Lebertransplantation in der Uniklinik Frankfurt gab ihm ein neues Leben. Jetzt sprudelt er vor Lebensfreude und Energie.
„Ich wache morgens auf und könnte gleich loslegen!“, erzählt er schmunzelnd und schiebt das Gespräch mit seiner Ärztin, Nina Weiler, an. Lienenkemper ist ein ganz normaler Mann, der jahrelang unter einer schwerwiegenden Lebererkrankung litt. Seine Leidensgeschichte begann bereits 2010, als ihm ein Kollege seine gelben Augen auffiel. Nach vielen Arztbesuchen und einer langwierigen Diagnose wurde bei ihm die seltene Krankheit „Primär Sklerosierende Cholangitis“ (PSC) festgestellt, die dauerhafte Entzündungen der Gallenwege hervorrufen kann.
Der Weg zur Transplantation
Lienenkemper ist ein Kämpfer. Trotz seiner Krankheit lebt er weiter, geht arbeiten und treibt Sport. Doch im Februar 2022 kam der Wendepunkt, als eine platzende Krampfader in seiner Speiseröhre schwere innere Blutungen auslöste. „Da war ich wirklich nah dran“, reflektiert er nüchtern über den Moment. Ab diesem Zeitpunkt war klar: Er benötigte dringend eine neue Leber. Nach einem Aufenthalt auf der Warteliste, wo spenden den stark geschädigten Organen oft auf Dringlichkeit basiert, erhielt er schließlich am 14. Februar 2023 das ersehnte Organ – die dritte Leber, die ihm angeboten wurde, war die richtige.
Die Erleichterung über die neue Leber war riesig, für Lienenkemper begann ein neues Kapitel. Er fühlt sich unglaublich gut. „Es muss ein Premiummodell gewesen sein“, sagt er lachend über seine Transplantation. Dennoch durfte er nicht vergessen, dass es viele weit weniger Glückliche gibt: Rund 8400 Menschen in Deutschland warten auf ein Spenderorgan.
Die Probleme mit der Organspende sind enorm. Viele Menschen scheuen sich vor dem Gedanken, ihre Organe zur Verfügung zu stellen, oft aus Missverständnissen oder unbegründeten Ängsten. Nina Weiler erklärt: „Die Organentnahme ist nur bei Hirntod erlaubt. Der Körper kann nach der Entnahme ganz normal bestattet werden.“ Lienenkemper selbst war sich der Bedeutung von Organspenden schon lange bewusst und hatte deshalb einen Organspendeausweis.
Ein neues Leben nach der Transplantation
Die ersten Monate nach der Transplantation sind entscheidend für den genetischen Einbau des neuen Organs. Lienenkemper plante, seinen Körper zu stabilisieren und sich vollständig zu erholen. Nach drei Monaten saß er wieder auf seinem Motorrad – dies geschah jedoch nicht ohne ein gewisses Risiko. Vor nicht mal einem Jahr wurde er von einem Autofahrer mit Handy abgedrängt und musste sich einer weiteren Operation unterziehen. „Klar, ich fahre weiter!“, lacht er, unbeeindruckt von den Herausforderungen. „Ich genieße jetzt viel mehr und habe meine Prioritäten geändert.“ Sein Geschmack hat sich gewandelt; das reiten interessiere ihn jetzt, etwas, das er früher nie in Betracht gezogen hatte.
Die psychischen Herausforderungen nach der Transplantation waren ebenfalls nicht zu unterschätzen. Lienenkemper gesteht, dass er mit Panikattacken zu kämpfen hatte: „Ich dachte, jemand hätte für mich sterben müssen.“ Aber heute sieht er das als Geschenk – ein neues Leben geschenkt zu bekommen, ist ein unvergleichliches Gefühl.
Sein neuer Lebensstil geht Hand in Hand mit einer gewissen Selbstreflexion. Er beschreibt, dass er offener mit Menschen umgeht und sie nicht mehr so schnell in Schubladen steckt. Seither hat er sich auch ein Tattoo auf den Arm stechen lassen, mit dem Wort „Reborn“ und dem Datum seiner Transplantation, um seine neue Perspektive zu verdeutlichen.
Dirk Lienenkemper ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie das Leben nach einer so gravierenden Veränderung aussehen kann. Blow the horn, wie man sagt: Nach dem Sturm kommt die Sonne zurück!
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