Die deutsche Automobilindustrie erlebt derzeit eine schwere Krise, die sich auch auf die vielen Zulieferer auswirkt. Am stärksten betroffen ist der Autozulieferer ZF Friedrichshafen, der Überlegungen anstellt, mehrere seiner Werke in Deutschland zu schließen. Diese Schritte stehen im Kontext der laufenden Transformation hin zur Elektromobilität, die sich als problematisch erweist und bereits zu Stellenabbau bei großen Herstellern wie Volkswagen führt.
In Friedrichshafen äußerte der Betriebsrat, dass eine Liste mit Werken existiert, die „möglichst schnell dichtgemacht werden sollen“. Der Gesamtbetriebsratschef Achim Dietrich betonte, dass über ein Drittel der 35 Inlandswerke in die Diskussion einbezogen wird. Ein Unternehmenssprecher erläuterte, man prüfe die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Standorte und könne vor allem bei weniger profitablen Werken Maßnahmen zur Effizienzsteigerung anordnen. Sollten diese Schritte nicht erfolgreich sein, könnte sogar die Schließung oder der Verkauf der betreffenden Standorte in Erwägung gezogen werden.
Stellenabbau und strategische Herausforderungen
Die Situation bei ZF Friedrichshafen ist besorgniserregend: Der Konzern hat in diesem Jahr bereits über 1.000 Stellen in Deutschland und insgesamt mehr als 1.400 weltweit abgebaut. In naher Zukunft plant das Unternehmen, bis zu 14.000 Stellen zu streichen, was einen massiven Rückgang von jedem vierten Arbeitsplatz im Inland bedeuten würde.
Die besondere Lage von ZF resultiert aus einer hohen Verschuldung, die aus strategischen Zukäufen und Investitionen in neue Technologien hervorgeht. Damit hat der Konzern eine jährliche Zinsbelastung von mehr als einer halben Milliarde Euro. Diese finanziellen Belastungen führen dazu, dass die Strategie, als Systemanbieter aufzutreten, zunehmend in Frage gestellt wird.
Dietrich äußert Bedenken über die Zukunftspläne des Unternehmens und vermisst einen klaren und bindenden Plan, der die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der Werke sichert. ZF Friedrichshafen hat sich zu einem der größten Automobilzulieferer weltweit entwickelt, mit circa 169.000 Mitarbeitern in 30 Ländern und einem Umsatz von rund 46,6 Milliarden Euro im Jahr 2023. Das Unternehmen ist mehrheitlich im Besitz der Zeppelin-Stiftung der Stadt Friedrichshafen.
Die Herausforderungen, vor denen der Zulieferer steht, sind Ausdruck der weitreichenden Probleme, die die gesamte Automobilindustrie in Deutschland derzeit plagen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Lage entwickeln wird und welche Maßnahmen letztlich ergriffen werden, um die Zukunft der betroffenen Standorte abzusichern. Diese Entwicklungen sind für die gesamte Branche von großer Bedeutung, insbesondere angesichts des Umbruchs hin zu elektrisch betriebenen Fahrzeugen.
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